Ein vertrautes „Wiehern“ liegt in der Luft. Die weiten Elbeauen werden zwar auch von den markanten Rufen der Kraniche (Grus grus) geprägt oder den Rufen der Saatgänse (Anser fabalis) und Bläßgänse (Anser albifrons) hoch am blauen Himmel, aber dieses sanften, melodiösen Triller zeigen eindeutig den Schwarzmilan (Milvus migrans) an. Den Schwarzen Milan zu hören, ist eine Sache. Ihn dann aber auch zu finden, ist gar nicht so einfach. Dann entdecke ich den Schwarzen Milan hoch in einer Pappel am Rand der weiten Flußaue. Als ich den Wagen anhalte und aussteige, fliegt der Vogel davon und zeigt dabei sehr schön den – im Vergleich zum (bereits die Woche vorher im Brutgebiet angekommenen Roten Milan (Milvus milvus) – wenig gekerbten Schwanz beim Abflug.
Der Vogelzug ist für viele gleichbedeutend mit Vogelmassen, die über uns mehr oder weniger geordnet hinwegziehen. Doch diese Form des Vogelzugs ist bei uns eher die Ausnahme als die Regel. Viele Arten wandern heimlich und recht still. Unsere Grasmücken wie Gartengrasmücke (Sylvia borin), Dorngrasmücke (Sylvia communis) oder Klappergrasmücke (Sylvia curruca), die Laubsänger, die Rohrsänger wie der Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) oder der Gelbspötter (Hippolais icterina) etwa ziehen nachts und einzeln. Sie rasten tagsüber meist versteckt in Wäldern, Gebüschen oder Röhrichten. Auffällige Ansammlungen sind nur ausnahmsweise zu beobachten. Wenn sie im Sommer aufhören zu singen, sich nach der Mauser dann auf den Rückweg in die Winterquartiere machen, ist vom Durchzug kaum etwas zu erahnen. Nur mit speziellen Methoden, etwa dem Fang mit Netzen zum Zweck der wissenschaftlichen Vogelberingung, lassen sich genauere Kenntnisse vom Ablauf des Zug- und Rastgeschehens solcher unspektakulär ziehenden Vögel ermitteln. Auch aufsehenerregende Luftschauspiele wie der Kranich-Zug vor dem blauen Herbsthimmel, sind eher die Ausnahme. Die meisten Zugvögel, die am Tag ziehen, wandern ebenfalls unauffällig. Zu ihrer Erfassung führen Vogelkundler so genannte Untersuchungen durch. Dazu suchen Ornithologen von einer exponierten Stelle aus stundenlang den Himmel ab und zählen dabei alle durchziehenden Vögel. An guten Tagen können auf diese Weise zuweilen erstaunliche Zugbewegungen mit mehreren zehntausend Individuen dokumentiert werden. Ein Beispiel ist die bei bird-lens.com beschriebene Beobachtung am Rand der Eifel.
Da auch die meisten heimischen Brutvögel nach der Brutzeit Wanderungen – sogenannte Dispersionen – innerhalb des großräumigen Bereichs ihrer Winterquartiere unternehmen, hat man ausgerechnet, dass nur etwa 5 % aller in Deutschland vorkommenden Arten überhaupt keine großräumigen Wanderungen vornehmen.
Die Schwarzmilane der nördlichen Paläarktis sind Langstreckenzieher. Sie überwintern südlich der Sahara. Manche ziehen südwärts bis zur Kapprovinz. Die meisten bleiben jedoch in West- und Zentralafrika nördlich des Äquators. Die Zugdistanzen europäischer Vögel überschreiten nur selten 5.000 Kilometer, können aber in Einzelfällen über 8.000 Kilometer betragen. Einzelne Schwarzmilane überwintern auch bereits in Südwest- und in Südosteuropa sowie auf Sizilien. In der Literatur heißt es noch, dass der Heimzug Anfang Februar beginnt und die Vögel im Brutgebiet frühestens Anfang März erscheinen. In der Regel würden sie sogar erst Ende März oder Anfang April in der Heimat ankommen. Vielleicht haben die warmen Sonnenstrahlen nach eiskalten Wochen mit Schneelagen die Schwarzen Milane besonders angelockt.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu nahen und zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Dieses Belegbild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.