Ein dünnes Ästchen im schönsten Abendlicht und darauf ein Bienenfresser (Merops apiaster). Das ist ein Bild, das viele Naturfotografen schießen wollen. Da stellt sich natürlich die Frage, was die Gewohnheiten und Vorlieben des Bienenfressers sind. Wenn man sich intensiver mit der Bienenfresserfotografie auseinandersetzt, fragt man sich wie z.B. ein Lieblings-Ansitz aussehen muß, wie ein perfekter Brutplatz beschaffen sein muß und welche Jahreszeit überhaupt geeignet ist.
Einen Teil der Lösung des Problems wird schon durch das Nahrungsspektrums des prächtigen Vogels gelöst. Bienenfresser (Merops apiaster) führen ein sehr flugintensives Leben und ernähren sich ausschließlich von Insekten, wobei sie auf die Jagd von großen und mittelgroßen Fluginsekten spezialisiert sind. Bienen, Wespen, Hummeln, Käfer, Libellen und Schmetterlinge zählen zu ihren Hauptbeutetieren. Insofern wird man eher da finden, wo diese Hauptbeutetiere gehäuft vorkommen. Weiterhin ist der Bienenfresser aufgrund seines Nahrungsspektrums auf ein warmes Klima angewiesen.
Um die Fluginsekten effizient jagen zu können, benötigt der Bienenfresser einen „Ansitz“, eine erhöhte Sitzwarte, von welcher er zur Jagd starten kann. Zum Lebensraum der Vögel gehören deshalb stets alte Bäume mit kahlen Zweigen oder entsprechend hohe Sträucher.
Im Lauf der Jahrhunderte hat der Bienenfresser sein Areal immer wieder nach Norden ausgeweitet. Derzeit ist der Bienenfresser wieder auf dem Vormarsch, sogar in Dänemark wurden Brutpaare beobachtet. In Deutschland bietet ihm das Gebiet am sonnigen Kaiserstuhl Baden-Württemberg mit seinen Lössböden die besten Bedingungen. Eine weitere größere Ansiedlung der Art erfolgte im Regenschatten des Harzes in Sachsen-Anhalt.
Nun ist es grundsätzlich problematisch, in der intensiv bewirtschafteten Landschaft in Mitteleuropa auf „Fotojagd“ nach seltenen Arten zu gehen. Noch dazu, wenn es notwendig ist, sich an den Brutplätzen – die zum Glück gut geschützt tief in steilen Erdwänden liegen – aufzuhalten.
Ich möchte daher auf einige gute, produktive Örtlichkeiten aufmerksam machen, die die verantwortungsbewußte Bienenfresserfotografie möglich machen sollten. Teilweise wurden dazu von den Naturschutzbehörden auch entsprechende Ansitze und Tarnvorrichtungen angelegt.
Ein Beispiel ist dafür die Vorrichtungen für die Beobachtung von Bienenfresser in den Hängen des Ungerberges, an der Grenze zwischen Weiden und Gols im Burgenland. Diese stellen für Ornithologen ein beliebtes Ziel dar. Eine gut ausgebaute Kolonie bohrt hier von April bis Ende Juli ihre Nistplätze in den Löss. Schon vom Ortsende von Weiden kann man den Ungerberg und die Sandhöhlen schon gut erkennen kann. Die Tiere können hier sehr gut beobachtet werden. Die schön angelegte Tarnvorrichtung in einer Holzhütte am Hundsheimer Berg – ebenfalls in Österreich gelegen – ist ja leider verfallen.
Ansonsten kann man fast jedes südliche Land in Europa – sei es Bulgarien, Kroatien, Portugal, Spanien, Rumänien bis Zypern – empfehlen. Das Problem ist, daß man sich dann immer wieder neu orientieren muß. Ein guter Tipp für den Südosten, für Bulgarien, ist die Ortschaft Kardam, ein Dorf in Nordostbulgarien. Das Dorf liegt in der Dobrudscha, in der Oblast Dobritsch und weist eine bedeutende Bienenfresserkolonie auf, die man aber nur mit entsprechender Unterstützung durch lokale Naturschützer aufsuchen sollte. Das ist allein deshalb angeraten, da der Kontakt mit Einheimischen nur so gesucht und aufrechterhalten werden kann. Die bulgarische Sprache ist nicht einfach und englisch wird bei weitem nicht überall gesprochen. Ein weiterer Vorteil hier ist die Möglichkeit, Blauracken (Coracias garrulus) in ihren Brutgebieten zu fotografieren.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich meine Erfahrungen im Winterquartier in Afrika oder vor allem auch auf dem Zug entlang der Ostküste Afrikas. Vom Balkon des Holiday Inn in Safaga an der Küste des roten Meeres in Ägypten konnte Aufnahmen auf Palmenwedeln auf erstaunlich kurzer Distanz geschossen werden. Wer also in erster Linie an formatfüllenden Aufnahmen interessiert ist, sollte einen Urlaub im Mai in Ägypten ins Auge fassen. Action ist in einer Bienenfresserkolonie natürlich eher gegeben. Im Winterquartier in Afrika habe ich die Art sowohl in Kamerun, als auch Südafrika und vor allem im südlichen Malawi. Auch im Winterquartier läßt sich die Art bei der Rast teilweise auf erstaunliche nahe Distanz fotografieren.
Um Stiche seiner wehrhaften Beute zu vermeiden, unterzieht der Bienenfresser seine Opfer einer intensiven Behandlung. Bevor er die Beute verschlingt, bringt er ungiftige Insekten durch mehrmalige Schläge auf einen Zweig zu Tode. Oder er wirft sie zwischendurch in die Luft und fängt sie wieder auf. „Giftstechende“ Insekten fasst der Vogel stets am Hinterleib und schlägt sie ein bis zweimal an einen Ast, bevor er das Ende ihres Hinterleibes an einen Zweig reibt. So tritt das Gift von Bienen oder Wespen aus und wird dadurch entfernt. Nach ein paar weiteren Schlägen auf den Kopf ist das Insekt endlich zum Verzehr bereit. Dies ergibt immer wieder sehr lohnende Foto-Serien.
Ein Vorteil bei der Fotografie ist, daß der Bienenfresser im Grunde nicht sehr misstrauisch ist. Ein Tarnzelt, wenn es überhaupt notwendig ist, muss nicht Wochen vorher platziert werden und das Stehenbleiben des Zeltes ist auch nicht vonnöten. Günstig ist es aber, eine Brutwand zu finden, die nicht in unmittelbarer Nähe von Bäumen oder andern Sitzwarten liegt, und stattdessen selber verlockende Äste in der Nähe der Brutwände aufzustellen. Diese Aushilfswarten sind erfahrungsgemäß alle recht schnell besetzt, und es entstehen unter diesen Vögeln oft Streitereien um die besten Plätze. So kann man schön einige dieser Auseinandersetzungen fotografieren. Es ist günstig, den eigenen Standort so zu wählen, man einen guten Blick auf die Lösswand einerseits und die Fotoäste andererseits erhält. Es sind immer mehrere Brutpaare anwesend. Dadurch ergibt sich für den Fotografen kaum eine Erholungsphase.
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