Der stille, frühe Morgen wird im morgendlichen Kiefernwald im Osten der Norddeutschen Tiefebene von hohen, ausdauernden Bettellauten durchdrungen. Gestern Morgen hatten die Jungen im Nest des Habichts (Accipiter gentilis) noch ganz still auf und auf einem Ast etwas oberhalb des Nestes zu sehen. Inzwischen ist zumindest ein Junges ausgeflogen und erkundet die nähere Umgebung. Es kommt aber immer wieder an das mit weißen Federn und eingekoteten Ästen „verzierte“ Nest zurück. Das Ausfliegen hat begonnen.
Die Habicht-Mutter saß auch heute in der Nähe auf einem Ast. Sie hatte wohl kurz vorher Beute gerupft; jedenfalls klebten ihr noch weiße Federn am Schnabel, die sie mitunter unwirsch versuchte abzuwischen. Grundsätzlich ließ sie die Kleinen gewähren. Irgendwann sind ihr die Bettelrufe aber doch wohl zu viel. Plötzlich ist der graue Vogel mit der weißen Unterseite zwischen den eng stehenden Kiefern zu sehen. Der weibliche Habicht fliegt zum Nest durch den Kiefernwald ein. Sie läßt sich direkt neben dem Jungen im Nest nieder. Wachsam hält das Weibchen die Umgebung im Blick.
Irgendwann fliegt auch das bisher im Nest verbliebene Junge ab. Es ist schon erstaunlich wendig mit seinen Flugkünsten. Die Mutter bleibt weiter im Nest sitzen und schaut sich die Umgebung an.
Sowohl das Junge auf dem Nest als auch die Habichtmutter fotografiere ich mit dem Canon-Objektiv EF 400mm f/2.8 IS II USM (teils mit dem Ef 2.0X II Telekonverter) an einer Canon EOS R 5. Die Kombination war auf einem weit ausgefahrenen Gitzo Stativ GT3542 XLS Systematic mit dem FlexShooter Pro Lever Black in Überkopf-Höhe platziert und wurde mit der Canon Camera Connect-App auf einem Samsung Galaxy S20 FE 5G ausgelöst. Die Möglichkeit, den Display an einer Canon EOS R 5 in eine angenehme Position zu klappen, macht eine einigermaßen komfortable Motivverfolgung möglich. Um eine möglichst gute Schärfetiefe bei akzeptablen ASA-Werten zu erreichen, teste ich verschiedene Blenden-/ Verschlußzeitenkombinationen. Das Objektiv wurde bis zur Blende 11 abgeblendet, die längste Verschlußzeit war 1/50 sec. Dazu verwendet man am besten den Manuell-Modus, um maximale Gestaltungsfreiheit zu haben.
Aus der Phase des Ästlings sind die Habicht-Jungen nun schon fast wieder heraus. Ästling ist die Bezeichnung für noch nicht flügge gewordene Jungvögel, die das Nest zwar verlassen haben, jedoch auf Ästen sitzend von den Altvögeln weiterversorgt werden müssen. Ist ein Nestling alt genug, um außerhalb des Nestes seine Flugfähigkeit und die eigenständige Nahrungsaufnahme zu trainieren, tritt er in diese neue Phase seines Lebens ein. Zwar können die meisten Ästlinge bereits kurze Strecken fliegen oder stehen kurz davor, ihre Flugkünste zu erlernen. Aber sie sind noch nicht dazu in der Lage, sich selbst zu ernähren. Unter Anleitung ihrer Eltern erkunden sie die Umgebung und werden noch einige Tage von ihnen mit Futter versorgt.
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