Immer wieder sieht man einen rüttelnden Turmfalke (Falco tinnunculus) über den offenen, höheren Bereichen der Almwiesen des Durmitor National Park. Ab oberhalb von 1.600 m NN kann er sich in der offenen Landschaft seine Beute suchen.
Auch hier sind es wohl in erster Linie Wühlmäuse (Microtus agrestis), die in Europa bis zu 90 % seiner Nahrung ausmachen können. Bemerkenswert ist, daß nach neuesten Erkenntnissen Turmfalken in ihrer Netzhaut spezielle Sensoren aufweisen, mit denen sie ultraviolettes Licht wahrnehmen können. Wühlmäuse markieren ihre Löcher mit Urin und Kot, die im ultravioletten Licht sichtbar sind. Frischer Mäuseurin reflektiert Licht dieser Wellenlänge besonders gut. Wühlmäuse markieren ihr Revier gerne mit dem eigenen Urin. Es ist wohl nachgewiesen worden, dass Turmfalken, die über ein Gebiet fliegen, Wühlmaus-Duftmarken sehen und insofern evaluieren können, das sie die Anzahl der Wühlmäuse und deren Populationsdichte bestimmen können. Diese Fähigkeit würde es Turmfalken ermöglichen, große Gebiete in relativ kurzer Zeit aus der Luft durchzuprüfen. Das könnte eine Erklärung dafür liefern, wie Turmfalken – und vielleicht auch andere Greifvögel – Gebiete mit hoher Wühlmausdichte ohne größere Ortskenntnis und vorherige Erfahrung mit den lokalen Nahrungsressourcen erkennen und ausbeuten können. Entgegen der landläufigen Meinung wird der Schnabel wohl verwendet, um das zentrale Nervensystem der Nagetierbeute zu schädigen und dadurch die Bewegung der Beute zu reduzieren, anstatt die Beute direkt zu töten. Das Töten erfolgt durch eine Durchwalken der Beute mit den Krallen und damit hauptsächlich durch Ersticken und wohl auch Erdolchen.
Wie auch immer. Mit seinen Fähigkeiten kann der Turmfalke eine Wiese rasch abfliegen und die Stellen mit der höchsten Wühlmauskonzentration ausfindig machen. Dort steht er dann rüttelnd in der Luft und wartet bis die nächste Maus aus ihrem Loch kriecht bevor er auf die Wühlmaus hinunterstößt.
Bei dem Turmfalken des Blogs handelt es sich wohl um ein junges Männchen. Turmfalken zeigen nämlich einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus in ihrem Gefieder. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zwischen ist die Kopffärbung. Bei Männchen ist der Kopf grau, während Weibchen einheitlich rotbraun gefärbt sind. Beide Geschlechter weisen auch einen Bartstreif auf. Dieser ist beim Männchen schwarz, beim Weibchen braun. Das der gezeigte Turmfalke zwar den typischen rotbraunen Rücken mit kleinen schwarzen, rautenförmige Flecken aufweist, allerdings aber eher einen matt-grauen Bartstreif hat, könnte darauf hindeuten, daß dieses Exemplar noch nicht ausgewachsen ist.
Viele Wanderer und einige Birder kommen wegen der Wälder in den Durmitor National Park, dem bekanntesten Skigebiet Montenegros. Besonders entlang des Mlinski potok kann entlang eines sehr schönen und naturnahen Bergbaches gewandert werden. Fichten (Picea abies) und Weißtannen (Abies alba) sind hier in sehr teils beeindruckender Zahl und in einem gutem natürlichen Zustand zu finden. Auch die pitoreske Gegend um den Zminje-See, dem Schlangensee, ist bekannt. Nördlich des Sees geht es dann in ein strenges Waldreservat, dem Crna poda. Hier sollen die Bäume über 400 Jahre alt und über 50 m hoch sein. Hier sind dann Schwarzkiefern (Pinus nigra) und Balkanbuchen (Fagus moesiaca) dominant.
Aber auch oberhalb der Waldgrenze ist der Durmitor National Park vogeltechnisch sehr ergiebig. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Die Blicke in die umliegenden Bergketten sind phantastisch. Es gibt einen „Jeep-Trail“. Dies ist ein toller, leidlich kurvenreicher Weg. Er ist auch als „Durmitor Ring“ bekannt. Ein 75 km langer kreisförmiger Weg führt rund um das Durmitor-Gebirge vorbei an atemberaubenden Klippen, schneebedeckten Bergen, Almwiesen und Schluchten. Zuerst fahren wir mutterseelenallein durch die Gegend; dann nimmt der Verkehr aber doch zu – teilweise sogar mit Wohnmobilen. Schnell ist eine Höhe von 1.700 m NN erreicht. Von hier geht es aber weiter deutlich höher hinauf. Die Weite und diese Stille: ein echter Traum. Die Straße bzw. Piste geht bis auf 2.100 m NN hoch und sinkt dann wieder und taucht dabei in einen guten Fichten-/Tannenwald ein. Kommend von Žabljak ist schon der Anfang in Bosača sehr produktiv und zu empfehlen.
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