Der Punatyrann in Salta im Nordwesten Argentiniens

PunatyrannDieser Tag hat wirklich Expeditionscharakter. Ich weiß nicht, wie ich die Ausflüge vorher bezeichnen soll, aber wenn Expedition Einsamkeit, Weite, Landschaft, Unberührtheit, Entdecken bedeutet, dann ist dieser Tag genau das. Nachdem ich die Nacht in Lagunilla de Farallon in einer Häuserspalte verbracht habe und trotz der 4.200m Höhe ganz gut geschlafen habe, geht es um 8:00. Trotz einer Wegbeschreibung von Ortskundigen, die sogar ganz brauchbar war, ist der Weg wirklich nicht einfach zu finden. Mit dem GPS und der TPC-Karte alleine wäre ich wohl nicht weiter gekommen, zumindest nicht in der Zeit. Auf der wunderschönen Fahrt durch die hochmontane Bergwelt, zwischen dem schneebedeckten Cerro Caucani und Cerro Granada schaukel ich über die Andeutung einer Piste auf einem 4.870m hohen Paß vorbei. Ich muß aber doch gelegentlich anhalten, um zu fotografieren. Als ich dann auch noch 2 Kordillerenläufer (Attagis gayi) in karger Punalandschaft im Morgenlicht sehe und aus nächster Nähe fotografieren kann, ist der Morgen schon mal gerettet. Ein Puna-Steißhuhn (Tinamotis pentlandii), ein Darwinstrauß (Rhea pennata) und ein Paar wunderschön positionierter Aymaratäubchen (Metriopelia aymara) vervollständigen, erst mal die Liste. Einer der Singvögel ist ein Kordillerencanastero (Asthenes modesta), der zum Glück auf einem der schlechten Fotos seinen gelben Kehlfleck und den spitzen, nicht allzu langen Schnabel zeigt. Einen der Tyrannen, die wie Steinschmätzer laufen und jagen und vor allem in den Hochanden vorkommen, ist zu erwarten, und den sehe ich dann auch. Zuerst denke ich an wahrscheinlich „Graunackentyrann (Muscisaxicola cinerea)“. Dann stellt er sich bei intensiver Suche aufgrund des rostbraunen Anflugs auf dem Kopf, dem Überaugenstreif und dem grauen Rücken auf jeden Fall aber als Punatyrann (Muscisaxicola juninensis) heraus und ist definitiv nicht der viel kleinere Lerchentyrann (Muscisaxicola maculirostris). Es gibt viele Ground-Tyrants, die in Puna-Habitaten überwintern oder dort brüten. Wenn man bedenkt, dass diese Art im hohen, flacheren Teil der Anden vom Süden Perus bis zum Nordwesten Argentiniens vorkommt, wäre ein besserer Name Altiplanotyrann, da er fast ausschließlich in der als Altiplano bekannten Zone vorkommt. Der Punatyrann ist eine eher ortsfeste Art, eine der wenigen nicht ziehenden Arten der Gattung. Auffallend ist der rostig-braune Kopf, aber der Rost auf dem Kopf ist diffus und nicht auf einen bestimmten Fleck konzentriert. Die Rückenfärbung ist graubraun, heller als beim Rotkäppchentyrann (Muscisaxicola albilora) und dunkler als beim Rotnackentyrann (Muscisaxicola rufivertex). Die Art kommt normalerweise oberhalb von 3500 m NN vor und hat eine besondere Vorliebe für feuchte Senken oder an der Schnittstelle zwischen Feuchtsenken und trockeneren felsigen Hängen in der Puna.

Bemerkenswert ist, daß die Art bis zu einer allgemeinen Revision u.a. von Juan Mazar Barnett nur einmal – und zwar 1908 – mit einem sicheren Nachweis in Argentinien auftauchte. Damals wurde ein Exemplar an der Laguna Colorada von E. Budin gesammelt. Die Laguna befindet sich bei Maimara also gerade mal 100 km nördlich von San Salvador de Jujuy, auf ca. 4.000 m NN. Im Juli 1989 konnte definitiv diese Vogelart auf der Straße RN 40 im Nationalpark Los Cardones, Salta entdeckt werden. Im September 1994 befand sich ein Punatyrann auf lehmigem Boden mit mehreren Graunackentyrann am Cerro Negro (4.000 m) im Nationalpark Los Cardones. Im August 1996 war ein Paar auf Nahrungssuche am Kiesufer der Laguna Verde, an der Straße zwischen Santa Ana und Humahuaca auf ca. 4.500 m NN zu entdecken. Bindenuferwipper (Cinclodes fuscus), Kordillerencanastero und Braunmantelämmerling (Idiopsar dorsalis) oder (Phrygilus dorsalis) wurden ebenfalls in der näheren Umgebung gefunden. Im September 1997 befanden sich bis zu fünf Gruppen (Paare oder Einzelvögel) auf der RP 7 zwischen La Quiaca (Jujuy) und Santa Victor (Salta). Alle hielten sich oberhalb von 4.000 m in verschiedenen Mikrohabitaten der Puna auf. Ein Paar lief auf einem sumpfigen Feld, das ein offenes Tal bildete, das von kleinen Bächen durchzogen war. Ein anderes Paar erbeutete Insekten auf einem Erdrutsch aus großen schwarzen (wahrscheinlich vulkanischen) Felsen in Begleitung eines Trupps Südlicher Viscacha (Lagidium viscacia), die hier auch Chinchillon oder Vizcachon genannt werden. Einzelne Punatyrannen wurden an sanften, mit Hochandengras bewachsenen Hängen in felsigem Gelände gesichtet. In den meisten Fällen liefen die Vögel auf Nahrungssuche umher. Sie fingen Insekten im Flug oder vom Boden aus. Das allgemeine Verhalten gleicht allgemein dem anderer Arten der Gattung. Diese Beobachtungen zeigen, dass die Art in Argentinien offenbar übersehen wurde, vielleicht aufgrund von Verwechslungsproblemen mit dem Rotkäppchentyrann. Die Art scheint aber in Gebieten mit geeignetem Lebensraum recht häufig zu sein. Der Punatyrann ist typischerweise – wie gesagt – blasser und insgesamt grauer mit einem stumpfen rostbraunen Bereich in der Mitte der Kopfplatte, während die Rotkäppchentyrannen einen ausgedehnteren rötlich-braunen Bereich auf der Kopfplatte und eine kürzere und weniger auffällige weißliche Augenbraue aufweist. Wie auch immer: eine schöne Ergänzung für einen für bird-lens.com nicht gewöhnlichen Vogel.

Wenig später bin ich erst mal am Lago Pululos. Ein richtiger Bergsee. Ich finde einige Bläßhühner. Außerdem ist sehr schön ein Braunmantelämmerling auf rötlichen Steinplatten zu sehen. Dann ist das Ziel laut Karte erreicht: die Laguna Vilama. Ich markiere mir schon mal eine Stelle im GPS; ein potentieller Schlafplatz ist also schon gefunden. Dann sehe ich die Laguna Vilama – oder ist es doch erst der See vorher. Auf jeden Fall ist es eine ausgedehnte salzverkrustete Pfanne, die von verschieden Bächen der umliegenden 5.000m (ja, fast bis zu 6.000m) hohen Bergen gespeist wird. Ein phantastischer Eindruck.

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