Ein Freund hatte für den Scan gerahmter Dias aus der Kindheit einen Nikon Filmscanner Super CoolScan 5000 ED angeschafft. Als alle Diakästen durchgescannt waren, verstaubte der Diascanner irgendwo in einer Ecke. Spontan konnte ich daher den Nikon Filmscanner Super CoolScan 5000 ED ausleihen. Das gute Stück muß nun noch verpackt und auf den Postweg gebracht werden. Wenige Tage später ist das dicke Paket angekommen. Ich habe natürlich direkt ausgepackt und ausprobiert. Ich weiß nicht, wie bisher gescannt wurde, aber ich habe einiges ausprobiert und mich dann auf Scannen mit voller Auflösung – also 4.000 dpi –und dann mit 24 RGB für mich „geeinigt“. Die Möglichkeit 64 Bit RGBI zu scannen, habe ich verworfen, da das die Dateien doch brutal vergrößert. Auf mehr als 110 MB.
Im Vergleich zu meinem bisherigen Der Super CoolScan IV ED hat der Nikon Filmscanner Super CoolScan 5000 ED auf jeden Fall eine höhere Geschwindigkeit und auch mehr Scanner-Auflösung bekommen. Der Super CoolScan IV ED von mir hatte anstatt 4.000 dpi nur 2.900 dpi.
Das Problem bei beiden war jedoch, daß Nikon den Support schon vor langer Zeit eingestellt hat. Mein alter Nikon COOL SCAN IV ED funktionierte nur unter Windows 98 und war daher eine ganze Weile außer Betrieb.
Auch heute lassen sich die Scanner nicht ohne weiteres unter Windows 10 – 64 Bit betreiben. Nikon unterstützt dieses Betriebssystem nicht, darum bedarf die Installation der Scanner ein paar Kniffe, die ggf. für Software-Mechaniker relativ leicht zu meistern sind, die meisten Laien aber doch überfordern dürften. Dass man Administrator-Rechte braucht, um die Installation durchführen zu können, versteht sich von selbst.
Dank einer extra angeschafften Treiber-Software namens VueScan sind beide Nikon Filmscanner jetzt wieder funktionsfähig und funktionieren besser als je zuvor. VueScan ist sowohl effizient als auch einfach zu bedienen. VueScan ist eine alternative Scannersoftware für diverse Flachbett- und Film-Scanner. Die Software unterstützt angeblich insgesamt über 5.600 Scannertypen und ermöglicht somit das Digitalisieren nicht nur von Dias sondern auch von Dokumenten und Fotos. Mein Nikon-Scanner funktioniert jetzt so viel besser als vorher, dass ich es kaum glauben kann. Ich habe die Professional -Version (77,50 Euro), gekauft, da ich die volle Funktionalität haben wollte. In der Standard-Version (rund 34 Euro) ist es nicht möglich, Raw-Scan-Dateien zu erstellen. Auch werden in der Pro-Version ICC-Profile und Farbräume möglich.
Sehr gut eignet sich die Kombination Nikon Filmscanner Super CoolScan 5000 ED mit VueScan für das Scannen von noch-nicht gerahmten Dias. Ich freue mich schon darauf, mehrere tausend (ungerahmte) Dias zu scannen, die bisher in Dia-Sichthüllen zur Archivierung von Kleinbildformatfilmen aufbewahrt waren.
Das Scannen von Filmstreifen funktioniert sehr gut und ist auch schnell. Aber auch hier sind einige Einstellungen zu beherzigen, die sich aber wohl mit den letzten Updates – diese kommen fast im 2-Wochenrythmus – weniger nervig zeigen. Was ein wenig nervt, ist, daß sich der Scan-Zuschnitt von Zeit zu Zeit – relativ oft sogar – selbstständig macht und dann selber nach harten Kanten sucht, die ihm den Rahmen des Dia-Ausschnitts anzuzeigen scheint. Auch wenn man manuellen Ausschnitt gewählt hat, wechselt VueScan – oder ist es die Rückmeldung aus dem CoolScan 5000 ED? – in den Automatik-Modus. Das scheint sich nach einem Software-Update erledigt zu haben. Man muß also auch mal geduldig sein.
Folgende Einstellungen verwende ich bei der Belichtung in der Rubrik „Farbe“. Den Schwarzpunkt stelle ich grundsätzlich bei allen Bildern von 0 auf 0.001 ein. Hiermit wird festgelegt, wie hoch der Anteil des Bildes ist, der als reines Schwarz dargestellt wird. Bei höheren Werte werden fast schwarze Tonwerte in reines Schwarz umwandeln, was zwar den Kontrast erhöht, aber zugleich die Zeichnung in den tiefsten Bereichen vernichtet.
Beim Weißpunkt ist es etwas differenzierter. Der voreingestellte „White point’ ist 1% (d.h. die hellsten 1% der Pixel werden in reines Weiß umgewandelt). Ein höherer Wert wird weitere fast weiße Tonwerte in reines Weiß umwandeln. Das wird den Kontrast und die Brillanz des Bildes erhöhen, führt aber zu Detailverlusten in den hellsten Bereichen. Das finde ich bei Dia-Scan nicht wünschenswert. Denn es würde bedeuten, daß z.B. Schattierungen in einer hellen Wolke dann strukturlos als reine weisse Fläche erscheinen. Ich verwende dagegen den Wert 0,1. Man muß aufpassen, denn Vuescan überschreibt gerne diesen Wert und setzt seinen Standardwert „1“ stattdessen.
Weiterhin gibt es bei Bildern, die viel Schwarz zeigen, also Vögel im Wald zum Beispiel, das Problem, daß VueScan sich den Anfang des Bildes aussucht – anstatt einfach x Millimeter nach dem Anfang des Bildes mit dem Vorschau-Scan zu beginnen. Ich habe eine Weile mit dem Bildversatz herumhantiert. Nicht immer mit Erfolg. Es kam sogar häufiger vor, daß mit Müh und Not für das erste Bild der richtige Ausschnitt gefunden wurde und dann die folgenden Bilder wieder verschoben waren – bis hin zu einem Mittelsteg mitten im Bild. Das Internet ist ebenfalls voll mit Klagen über diesen Missstand. Es dauerte eine Weile bis ich die weiter unten (und normalerweise gut versteckte) Möglichkeit der Quelle > Bildausrichtung gefunden habe. Wenn man als Vorlage “Diafilm” eingibt wird wohl in der Standardversion automatisch “Bildausrichtung” Diafilm gesetzt. Die Bildausrichtung kann man aber auch auf “Aus” stellen. dann setzt VueScan immer einen bestimmten Abstand vom Anfang des Filmes an und man hat seine Ruhe. Nicht so komfortabel; dafür einigermaßen zuverlässig. Einigermaßen zuverlässig deshalb, weil sich VueScan bei ganz dunklen Bilder – also Blitz in der Nacht – doch wieder selber einen Anfang sucht. Aber zwischenzeitlich erschien es mir, als ob es normalerweise besser ist “Bildausrichtung” auf Aus zu stellen als auf “Bildausrichtung” Diafilm.
Später stellt sich heraus, daß es sowohl bei Bildausrichtung “Diafilm” als auch bei “Aus” teilweise zu Filmversatz kommt. VueScan fängt dann einfach mitten im Bild an zu scannen. Die besten Erfahrungen habe ich damit gemacht, die Bildausrichtung “Diafilm” auf “Aus” oder umgekehrt von “Aus” auf “Diafilm” zu stellen. Dann hat man seine Ruhe – bis zum nächsten Versatz. Am Filmbeginn hat man aber auch so die Herausforderung das erste Bild zu treffen. Da hilft nur die Position “Bildversatz”. Die Position “Bildabstand” sollte man (natürlich) so lassen.
Gute Erfahrungen habe ich bei wichtigen Bildern mit der TIFF-Speicherung gemacht. Der Scan sollte natürlich die vollen Möglichkeiten des Scanners nutzen. Insofern: maximale Auflösung (hier also 4.000 dpi) und nicht etwa “automatisch”. Wichtig ist daß die Komprimierung auf “Aus” und nicht auf “Automatisch” gestellt wird. ich nutze die Möglichkeit mit 24 Bit RGB zu scannen. Das reicht immer noch für gut 60 MB/ Bild.
Ich habe auch mal mit der Farbtiefe experimentiert. So kann mit bei TIFF-Bildern zwischen 24 Bit RGB bis hin zu 64 Bit RGBI scannen. Es ist nachvollziehbar, daß die Dateigröße bei 64 Bit RGBI im Vergleich zu einer geringeren Farbtiefe immens steigt. Da sollen sich die 110 MB auch lohnen, die 64 Bit RGBI bedeutet. Für die Nachbearbeitung in Photoshop könnte sich das lohnen. Die Unterschiede sind allerdings – nach meinen Erfahrungen – nicht wirklich überwältigend. Der 64 Bit RGBI-Scan scheint etwas mehr für den Bearbeitungsprozeß herauszuholen, aber viel ist es nicht. Der Scan kann eben auch nicht mehr herausholen, als im Filmmaterial selber drin ist.
Um meine Erfahrungen z.B. für die Weiterverarbeitung in Photoshop weiter zu testen, scannte ich zuerst einige Dias mit 64 Bit RGBI, die ich vorher schon mit 24 RGB gescannt hatte. Was zuerst erstaunte, war dass die Scangeschwindigkeit gar nicht länger ist. Eine gewisse Ernüchterung machte sich dann allerdings auch bei der Bearbeitung in Photoshop breit. Die erhofften Spielräume, um besser die hellen Bereiche ausbalancieren zu können oder die Schatten besser aufzuhellen, konnten sich – wenn überhaupt – nur in Nuancen bestätigen. Es ist halt doch ein Riesenunterschied, ob ich ein Bild im RAW als digitales Abbild aufnehme oder nachträglich versuche aus einem Dia noch was mehr rauszuholen. Dann bleibt immer noch die Dateigröße.
Insgesamt kann ich sagen, daß sich das Scannen von Filmstreifen mit dem Nikon Filmscanner Super CoolScan 5000 ED und mit Hilfe von VueScan lohnt. Die vielen Tausend Dias vergangener Zeiten wären sonst unsichtbar und würden irgendwann durch chemische Reaktionen in den Farbschichten des Diamaterials sogar verloren gehen.
Kleiner Tipp: Das ’64 Bit RGBI’ ist ein Raw-Format und enthält zusätzlich zum ’48 Bit’ das ’16 Bit Infrarot’ vom ICE Scan, also die Ergebnisse der Oberflächen-Fehler-Erkennung (Reiter ‘Filter’, ‘Infrarot-Reinigung’. Das ist eigentlich nur dann interessant, wenn man die Scans anschließend mit einem Programm bearbeitet, das damit automatische die Staub- und Kratzerentfernung durchführen kann, z.B. SilverFast HDR.
Super, das ist sehr nett. Diesen Aspekt kannte ich wirklich noch nicht. Cheers