Fast neugierig scheint der kleine Kauz zum gespannten Betrachter herunter zu gucken. Lautlos war er herangeflogen gekommen. Nun schaut er abwechselnd nach unten (zum Fotografen) und dann wieder nach oben – wohl um Luftfeinde beizeiten zu identifizieren. Die gelbe Iris spiegelt die Sonne und funkelt dabei. Es ist ein Rauhfusskauz (Aegolius funereus), der seine Brut zu versorgen hat. Der Schleier des Kauzes ist weit geöffnet, sodass die Augen weit geöffnet erscheinen.
Der Rauhfusskauz besiedelt unterschiedliche Lebensräume. In den Hochgebirgen besiedelt er die borealen Nadelwaldgürtel bis zu den Baumgrenzen. In den Mittelgebirgen, wie im Bayerischen Wald, jedoch findet man ihn auch deutlich niedriger. In der Regel ist er hier oberhalb von 500-600 m NN zu finden. Hier besiedelt er Nadelwälder sowie Mischwälder mit hohem Nadelholzanteil. Im starken Gegensatz dazu besiedelt er in Niedersachsen oder in Brandenburg z.B. die Lüneburger Heide und alte Truppenübungsplätze als “Flachlandart”. Aber auch hier werden reine Nadelwälder sowie Mischwälder mit hohem Nadelholzanteil besiedelt.
Allen Habitaten ist gemein, dass sie eine hohe Anzahl an Spechthöhlen – in Europa vom Schwarzspecht (Dryocopus martius) aufweisen müssen. Auch großräumige Lichtungen und Windwurfflächen müssen vorhanden sein. Die besiedelten Waldgebiete müssen dementsprechend schon ein hohes Alter besitzen. Nistkästen werden vom Raufußkauz in der Regel sehr gut angenommen.
Der Hauptgrund für die Ansiedlung in den hohen Gebirgslagen findet sich in einem Ausweichen vor natürlichen Feinden begründet – namentlich Waldkauz (Strix aluco), Habichtskauz (Strix uralensis), Bartkauz (Strix nebulosa), Sperbereule (Surnia ulula), Habicht (Accipiter gentilis) und Sperber (Accipiter nisus).
Auch ein gewisses Miteinander ist möglich. In den Tieflandbereichen Niedersachsens brüten z.B. Waldkäuze hauptsächlich in den Randbereichen der großen, zusammenhängenden Wälder, wohingegen der Raufußkauz den geschlossenen Wald besiedelt.
Die Nahrung von Raufußkäuzen setzt sich im Durchschnitt zu 94% aus Kleinsäugern und zu 6% aus Kleinvögeln bis Drosselgröße zusammen. Die Nahrungszusammensetzung kann sich je nach Angebot und Jahreszeit recht erheblich verändern.
Bei einem so hohen Anteil an Kleinsäugern ist der Raufußkauz hochgradig von Mäusegradationen abhängig. So kommt es durchaus vor, dass in einigen, aufeinanderfolgenden Jahren kaum Paare zur Brut schreiten, während in anderen Jahren die Brutpaarzahlen geradewegs zu explodieren scheinen.
Raufußkäuze sind Ansitzjäger, die je nach Beutedichte 9 bis über 100 Ansitzversuche pro erfolgreichem Beutefang benötigen. Entkommt eine Beute, verfolgt der Raufußkauz im Hoppelsprung seine Beute und angelt sie sogar unter Steinen oder Wurzeln wieder hervor.
Es werden vom Raufußkauz ganzjährig Beutedepots in Baumhöhlen, Astgabeln, an Bruchstellen in Bäumen und ähnlichen Baumbereichen angelegt. In einem Fall befanden sich über 70 Mäuse in einer Bruthöhle mit gerade einmal 2 Nestlingen. Im Winter werden frisch geschlagene Beutetiere unter dem Bauchgefieder warmgehalten. Tiefgefrorene Beute aus einem Nahrungsdepot wird auf diese Weise aufgetaut. Bei einer Temperatur von -22 Grad Celsius benötigte so z.B. ein Raufußkauz mit dieser Methode gerade einmal 22 Minuten um die gefrorene Maus aufzutauen.
Im Tierfreigelände Neuschönau im Nationalpark Bayerischer Wald kann man richtig schöne und beeindruckende Bilder von Raufußkäuzen machen. Auf den europäischen Reisen hatte ich den Rauhfusskauz aber auch schön in der Hohen Tatra in der Slowakei fotografieren können. Hier hatten Ranger für Nistkästen gesorgt, die auch prompt von den schönen, nordischen Käuzen angenommen wurden. In den ausgedehnten Wäldern der Hohen Tatra in der Slowakei wachsen hauptsächlich Fichten. Nach einer Borkenkäferkalamität vor 20 Jahren wächst an vielen Stellen zusehends ein Mischwald, der auch Buchen und Tannen aufweist, heran.
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