Auf dem weiten Sandstrand bleiben wir stehen. Für einen Moment legt sich der Wind. Weit und überwältigend erstreckt sich das Meer, umrissen vom schwarz-weißen Schaumkronen und einem fernen, dunkelgrauen Horizont. Dutzende Zwergmöwen (Hydrocoloeus minutus) sprenkeln das Weiß von Himmel und Erde.
Auf dem Rückweg von Besh Barmag im Norden Aserbaidschans gestern hatten wir die Abzweigung zu einem Kite-Surf-Stützpunkt, den Blueplanet Kite Beach, schon gesehen. Also fahren wir heute an einem stürmisch-regnerischen Tag Anfang November die ca. 30 km südlich von Besh Barmag gelegene Landzunge, um Cape Gilazi an. Bis Sumqayıt haben wir immer wieder Schauer, dann reißt die Wolkendecke aber auch mal wieder auf. Bei der Abzweigung hat sich der Himmel aber wieder komplett zugezogen. Wir wollen mal auszuprobieren, ob man auf der Landzunge, die in das Kaspische Meer ragt, auch am Meer entlanglaufen kann und was sich da so an Vögeln tummelt. In der Ferne ist Besh Barmag schon zu sehen. Die Landzunge ist gut ausgeschildert und über eine schmale Straße vom Dorf Shurabaad aus erreichbar. Die Straße ist gut und bis zum Ende asphaltiert. Wir können aber der Versuchung nicht widerstehen und biegen in der ersten Kurve ab. Einige Strandpavillons, deren Zeit wohl doch schon länger vorbei ist, grüßen uns schon von weitem. Dann fahren wir auf den Strand. Toll, fester Sand, der sich gut fahren läßt. Die Fahrspuren zeigen, daß man dem Sand auch trauen kann. Das Meer hat durchaus Nordsee-Qualität. Die Wellen schäumen weiß, das Meer ist richtig aufgewühlt. Darüber dann ein dunkelgrauer Himmel, der die Kontraste zu den Schaumkronen so richtig betont. Wie in Holland, denke ich noch zu mir. Als wir näherkommen, sehen wir, daß die erste Linie hinter dem Strand mit einer Barriere aus quer verlaufenden Felsen gebildet wird. Das nimmt dem Wasser einerseits die Wucht auf den Strand, unterstützt aber den weißen Schaum der Wellen. Die Vogelbeobachtung ist anfangs ruhig, nimmt aber im Verlauf stetig zu. Dabei weht ein anständiger Wind. Auch der ein oder andere Regentropfen ist dabei. Zu den interessanten Arten gehören die vielen Zwergmöwen. Bei der ersten Zwergmöwe, die auf uns zufliegt, springe ich noch euphorisch aus dem Auto, um sie zu fotografieren. Sie weist einen bemerkenswerten Kapuzenschnitt auf. Die Vorderhälfte des Kopfes, das Gesicht, ist weitgehend weiß. Der Rest der Kapuze ist dagegen noch in seinem schwarzen Ton erhalten und bildet eine fast komplette dunkle Halskrause. Dann werden es aber doch immer mehr Zwergmöwen. Immerhin hat dieses Individuum einen abgebrochenen Unterschnabel. Das nächste Individuum sieht – wohl in der Mauser – aus wie gerupft. Das alles sieht man auch nicht alle Tage. Einige Zwergmöwen stehen als Trupp an der Wasserlinie. Die Zwergmöwen stehen vor allem mit den Lachmöwen (Larus ridibundus) zusammen. Aber auch Großmöwen sind dort. Ich kann 17 Heringsmöwen, also Tundramöwen (Larus fuscus heuglini) und 27 Steppenmöwen (Larus cachinnans) und sogar eine einzelne Fischmöwe (Larus ichthyaetus) alle auf einer leicht umspülten Sandbank sehen.
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