Junger Zilpzalp mit Motte als Beute

Noch etwas unsicher wackelt ein molliges Etwas aus dem dichten Weidengebüsch (Salix sp.). Erstaunlich zielsicher hat dieser wohl gerade flügge gewordene Phylloscopus-Laubsänger dann eine vom frühen Morgen klamme Motte gefangen, schlägt sie einige Male das die Schuppen spritzen und verschlingt sie genüsslich. Wenig später ist er auf einem blanken Zweig der Weide zu sehen. Diesmal hat er einen kleinen Marienkäfer im Schnabel und zerdrückt ihn wenig später. Weitere 5 Minuten später muß dann eine Schmetterlingsraupe dran glauben. Auch die wird mit dem Schnabel gezielt gepackt und dann verschlungen.

 

Das war mal ein sehr erfolgreiches juveniles Exemplar – wohl eines Zilpzalps (Phylloscopus collybita) – das trotz seines jungen Alters sehr erfolgreich mit dem Beuteerwerb war; zuerst eine Motte, dann eine Marienkäfer und dann eine Raupe. Auch sonst trieben sich einige Jungtiere in dem Weidengebüsch herum. So konnten noch schön eine gerade flügge gewordene Nachtigall (Luscinia megarhynchos), eine junge Dorngrasmücke (Sylvia communis) und eine junge Klappergrasmücke (Sylvia curruca) fotografiert werden.

 

Im südlichen Brandenburg kommen eigentlich nur 2 Phylloscopus-Laubsänger in Frage. Zum einen der Fitis (Phylloscopus trochilus), zum anderen der Zilpzalp.

 

Bei der Identifizierung von Zilpzalpen – insbesondere von Jungtieren – ist immer eine gewisse Skepsis angebracht.

Die Beschreibungen liegen meist für die adulten Exemplare vor. Diese besagen, daß im Frühjahr und Sommer die Oberseite matt oder schmuddelig grün oder auch bräunlich-oliv gefärbt ist. Eine Ausnahme bildet das etwas blassere oder heller grüne Hinterteil und die Oberschwanzdecken; Die Armdecken haben dunkle Zentren, die aus der Ferne die Armedecken schwärzlich erscheinen lassen. Sie sind breit blassolivgrün gefranst. Das ‘Gesicht’ ist gekennzeichnet durch einen dünnen, blassgelb gefärbten bzw. weißlichen Überaugenstreif. Der Streif führt vom Zügel über das Auge bis zu den Ohrdecken, wo sie verblassen. Der dunkle Streifen des Zügels erstreckt sich als ziemlich dünner Augenstreifen über die oberen Ohrdecken, dort wird er diffuser, unterstreicht aber recht gut den Überaugenstreif. Der Zilpzalp weist eine merklich unterbrochene weiße Kette von Tupfern um den oberen und unteren Augenbereich auf, die das Auge wie 2 Halbmonde umringen. Die Wangen und die Ohrdecken erscheinen blass, gelblich-grün sind aber mit dunkleren Federn untersetzt und können daher dunkler erscheinen. Die Unterseite ist matt weiß bis cremefarben. Brust und Flanken sind gelb angehaucht und mit einem dunkleren, stumpfen Braunton an den Brustseiten versehen. Das dumpfe Braun kann sich bis zu den Flanken erstrecken. Der Schnabel ist bräunlich, mit blasser oder orangefarbener Basis am Unterschnabel. Als das hervorstechendste Kennzeichen wird immer wieder genannt, das die Beine schwarz sind. Es gibt aber Überlappungen zischen Fitis und Zilpzalp. Bei manchen Exemplaren des Zilpzalps können sie deutlich heller, eher dunkelbraun bis graubraun wirken. Die Fußoberseiten sind ebenfalls schwarz, die Sohlen aber kontrastierend gelblich, was man nur bei guten Nahaufnahme-Fotos sehen kann.

 

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Fitis normalerweise helle Beine aufweist, während Zilpzalpbeine normalerweise dunkel sind. Die Zilpzalp hat eine mehr olivgrüne Oberseite und einen weniger auffälligen Überaugenstreif.  Während der Schnabel des Zilpzalps normalerweise eher dunkel wird, weist der des Weidensängers einen dunklen Oberschnabel und einen etwas helleren Unterschnabel auf. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Handschwingenprojektion, die beim Fitis immer deutlich länger ausfällt. Das ist allerdings nur in Idealposition gut einzuschätzen.

 

Die Brutzeit der Zilpzalpe ist von Ende April/Anfang Mai bis Ende Juli. Nicht selten sind zwei Bruten. Da die Brutdauer 13 bis 14 Tage und die anschließend Nestlingsdauer circa 12 bis 13 Tage dauert, und in der Ästlingszeit junge Zilpzalpe nach dem Verlassen des Nestes bis zum Erreichen der vollständigen Selbstständigkeit noch einige Tage von ihren Eltern gefüttert werden, hat dieser junge Zilpzalp diese Phase offensichtlich schon hinter sich. Dieser junge Zilpzalp könnte also durchaus auch schon aus einer Zweitbrut stammen.

 

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