Vogelernährung an Früchten im Winter

Eine Rotdrossel (Turdus iliacus) labt sich im kalten Winter auf flechtenbewachsenen Zweigen an den dicken, farbigen Früchten eines Weißdorn-Strauches (Crataegus monogyna). Auch ein Strauch der Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) – auch einfach nur Ilex genannt – im hinteren Teil meines Vorgartens leuchtet seit dem Herbst voller roter Früchte. Aber erst nach Neujahr sieht man Drosseln – vor allem Amseln (Turdus merula) – in solcher Menge am Strauch fressen, dass er schon vor Mitte Januar leergefressen ist. Im späten Winter wird dem Naturbeobachter auffallen, dass die roten Früchte des Ilex-Strauches verstärkt von Amseln abgefressen werden. Nun sind die Früchte des Ilex-Strauches eigentlich giftig. Wie ist das für diesen kleinen Vogel eigentlich möglich sich mit giftigen Früchten zu ernähren? In der toxikologischen Literatur liest man, dass 20-30 der beerenähnlichen Steinfrüchte für den Menschen tödlich sein können.

Erst im fortgeschrittenen Winter frisst eine Amsel pro Tag mehr als 30 Früchte. Zuvor war das nicht so. Es ist also davon auszugehen, dass die Früchte zuerst auch für die Amseln ungenießbar waren. Es ist zu vermuten, daß sowohl die tiefen Temperaturen im Frost und der zeitliche Abbauprozess von Giftstoffen es mit sich bringt, dass die verführerisch lecker für die Vögel aussehenden Früchte erst nach einiger Zeit essbar sind. Immer wieder sieht man auch andere Drosseln, vor allem Amseln, Wacholderdrosseln (Turdus pilaris) und Singdrosseln (Turdus philomelos) an den Beerensträuchern.

Ähnliche Effekte kennen wir auch von anderen Früchten. Viele Menschen wissen noch, dass auch Schlehen (Prunus spinosa), Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia) oder Früchte des Weißdorns erst nach dem Frost besser genießbar sind und für Marmelade zu verarbeiten sind.

Es ist aber nicht nur der Frost, der hier eine Rolle spielt. Beim Gang durch eine winterliche Heckenlandschaft fallen keine Schlehen mehr auf. Die Beeren des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) gibt es schon lange nicht mehr. Hagebutten (Rosa canina) sind nur noch wenige zu sehen, aber der Weißdorn und der Gemeine Schneeball (Viburnum opulus) sind noch voller roter Früchte. Die schwarzen Früchte des Efeus (Hedera helix) sind bis spät in den Winter noch grün. Erst zum Ausgang des Winters werde diese schwarz und werden dann auch von verschiedenen Vögeln gefressen. Ginge es nur nach dem Frost, würden alle Früchte gleichzeitig genießbar und die Vögel lebten 2 Wochen im Übermaß, bevor der Rest irgendwann verfault und das große Hungern einsetzt.

Vermutlich sind aber die Gesetze der Evolution die Triebkraft. Pflanzenarten, die eine ähnliche Verbreitungsstrategie verfolgen, sollten besser nicht zur gleichen Zeit ihre Früchte anbieten. Denn die Pflanze hat ja einen Vorteil von der energieaufwändigen Früchteproduktion. Meist sind die Samenkerne widerstandsfähig gegen die scharfen Verdauungssäfte in den Vogelmägen. Der dahingekoteter Vogelklecks in einiger Entfernung lässt dann wieder einen neuen Strauch entstehen.

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