Weissbart-Seeschwalben an ehemaligen Meeresarm am Kaspischen Meer

Chlidonias – Seeschwalben patrollieren im Flug praktisch direkt am Ufer. Sie bereiten mir zuerst Identifikationsschwierigkeiten. Aber wenig später ist klar: es sind Weissbart-Seeschwalbe (Chlidonias hybrida). Zuerst war mir eine Seeschwalbe aufgefallen, die sich auf einem Stein im seichten Wasser putzte. Dahinter sind Fischer in flachen Kähnen zu sehen. Ein tolles Bild.

Wir sind unterwegs, die Lagunen und die Küstenhabitate zwischen Liman, Narimanabad und Baliqcilar im Süden Aserbaidschans zu erkunden. Die riesige Bucht von Kizil Agach (nach anderer Schreibweise: Qizilagach oder auch Ghizil-Agaj) ist das größte Feuchtgebiet Transkaukasiens. Es ist vom Damm zwischen Liman und Nerimanabad aus leicht zu erreichen. Der Eingang zu dem was in den Karten als Nationalpark ausgewiesen wird, ist schnell dank Google maps gefunden. Schon am Ortsausgang von Liman müssen wir halten. Es lohnt sich. Das Gebiet beherbergt eine immense Anzahl von Wasservögeln, darunter alle europäischen Reiherarten, Zwergscharben (Phalacrocorax pygmaeus), (Graukopf-)Purpurhuhn (Porphyrio porphyrio) und Brutkolonien Weißflügel-Seeschwalben (Chlidonias leucopterus) und Weissbart-Seeschwalben (Chlidonias hybrida). Unter den Singvögeln sind Mariskensänger (Acrocephalus melanopogon), kaspische Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus fuscus), Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Bartmeise (Panurus biarmicus), Blaßspötter (Hippolais pallida) und Weidensperling (Passer hispaniolensis) weit verbreitet.

Der Blick auf die seichte Bucht ist einfach toll. Anders als weiter nördlich in der trockenen Savanne erinnert nicht nur die Landschaft an die Marschen Hollands, sondern auch das Wetter. Es herrschen graue Wolken, wohl hochnebelartige Bewölkung, vor. Draußen auf dem See (wohl ein ehemaliger Meeresarm) sind einige Fischer mit ihren flachen Booten zu Gange. Dazwischen vor allem unglaublich viele Nutrias (Myocastor coypus), die wie dunkle Lehmhügel überall im Wasser schwimmen. Der Lagunenbereich ist leider direkt am Ort ziemlich vermüllt. Aber wir sehen auf Anhieb unheimlich viele Zwergtaucher. Es sind richtig viele. Ich zähle 62 Exemplare des Zwergtauchers. Irgendwann höre ich auf zu zählen und wir fahren weiter den Damm entlang.

Wir halten noch ein paar Mal. Ein sehr guter Vogelbeobachtungsort am Straßenrand ist dann das westliche Ende des Dorfes Nerimanabad. Neben dem Gebiet unmittelbar an dem Damm wird die südlichste Spitze des äußeren Sandstrandes und die Lagunen und Sandbänke weiter nördlich in Richtung Balikchilar empfohlen. Krauskopfpelikane (Pelecanus crispus) und viele Watvogel-, Seeschwalben-, Möwen- und Entenarten halten hier während des Vogelzugs kehren großer Zahl ein, um sich auszuruhen und Nahrung aufzunehmen. Schmarotzerraubmöwe (Stercorarius parasiticus) können plötzlich entlang des Strandes auftauchen. Die ausgedehnten Lebensräume an der Küste sind hervorragend für Terekwasserläufer (Xenus cinereus) und andere Watvögel geeignet. Singvögel ruhen in den Tamarix-Sträuchern entlang des Strandes, so sind z.B. Zitronenstelzen (Motacilla citreola) während des Zugs weit verbreitet. Es wurden aber auch schon Irrgäste wie Wüstenregenpfeifer (Charadrius leschenaultii), Isabellwürger (Lanius isabellinus) und Wüstensteinschmätzer (Oenanthe deserti) registriert.

Im Winter gibt es auch viele Wasservögel im Gebiet. Kai Gauger und Michael Heiss berichten aber in einem Bericht in OSME mit dem Titel „The Talish mountains region in Azerbaijan“, daß der Jagddruck im Gebiet sehr hoch sei, obwohl der größte Teil des Feuchtgebiets ein staatliches Naturschutzgebiet ist und damit geschützt sein sollte. In den Dörfern der Region würden Blässhühner, Enten und Gänse auf Märkten und entlang der Hauptstraße nach Lenkoran verkauft. Dies ist besonders relevant, da Zwerggänse (Anser erythropus), Weißkopf-Ruderente (Oxyura leucocephala), Marmelente (Marmaronetta angustirostris) und Moorente (Aythya nyroca) in großer Zahl vorkommen. Ausländer hätten – zumindest 2011 –  das eigentliche „Schutzgebiet“ nicht betreten dürfen. Sogar auf dem Damm, der eine offizielle Straße ist, versuchten Mitarbeiter des Reservats, Vogelbeobachter daran zu hindern, Vögel zu beobachten und zu zählen. Es besteht kein Zweifel, dass sie vermeiden wollen, dass die wilde Schießerei gesehen wird. Zu der Zeit der Studie jagten mehrere Boote die Wasservogelschwärme von einem Ende der Bucht zum anderen.

Wir können zum Glück von solchen Verhältnissen nicht berichten. Wie auch in anderen Gebieten, haben wir nicht einen Schuß vernommen. Allerdings fällt im Vergleich zu Mitteleuropa schon auf, wie scheu durchgängig insbesondere die Enten – und zwar nicht nur Krickenten (Anas crecca), sondern auch Stockenten (Anas platyrhynchos) und Löffelenten (Anas clypeata) – sind.

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