Auf der wenig befahrenen Schlaglochpiste kommt man nur langsam voran. Ein Glück, denn nur 100 Meter vor mir, fliegt ein Vogel mit greifvogelartigem Flug in einen Apfelbaum. Dies ist ein Wintereinstandsgebiet des Raubwürgers (Lanius excubitor), der hier in der Frankenfelder Flur im Süden Brandenburgs in einigen Jahren über gut 4 – 5 Monate zu sehen ist. Doch dieser ist anders, dunkler und auch ein wenig größer. Ein Männchen des Merlins (Falco columbarius) ist es, ein schneller Jäger aus dem Hohen Norden.
Bisher hatte ich den Merlin vor allem im Herbst in intensiv ackerbaulich genutzten Niederen Fläming ebenfalls im südlichen Brandenburg gesehen. So ein Weibchen, das ich mit einer erbeuteten Lerche im Fang tief über Acker abfliegend fotografieren konnte.
In manchen Jahren läßt sich der Merlin recht gut und regelmäßig beobachten. In vielen anderen Jahren ist der kleine Greifvogel, der aus dem Hohen Norden kommt und bei uns zum Teil den Winter verbringt oder aber auch bis ins Mittelmeergebiet durchzieht, nur eine flüchtige Sichtung.
Bei der Bestimmung des Merlins ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Wichtig ist, dass man andere Falkenarten, aber auch kleinere Greifvögel mit ähnlichem Jagdverhalten ausschließen kann. Merline jagen in vor allem offenen Landschaften. Dies können Heidelandschaften, Moore, Dünengebiete, aber auch über abgeernteten Feldern und umgebrochene Äcker sein. Man kann den Eindruck haben: umso ausgeräumter die Landschaft, desto vorteilhafter für den Merlin. Merline lieben offene und halboffene Landschaften, da sie ihre Beute überwiegend im Flug fangen.
Sehr oft wird man bereits durch die aufgeregten Rufe der Kleinvögel auf den kleinen Jäger aufmerksam. Der Merlin selbst nähert sich typischerweise in sehr raschem Flug dicht über dem Boden seiner bevorzugten Beute. Das sind Kleinvögel der offenen Landschaft, wie Ammern – wie Goldammer (Emberiza citrinella) und Rohrammer (Emberiza schoeniclus) – Wiesenpieper (Anthus pratensis), Bluthänflinge (Carduelis cannabina) und Feldsperlinge (Passer montanus), die bodennah, oder, wenn sie auffliegen, auch im freien Luftraum geschlagen werden.
Ein Merlin-Männchen bei der Jagd in seinem Lebensraum zu beobachten ist ein wahrer Genuß. Vom Ansitz – gerne auch nur eine vorstehende Ackerscholle aus sucht er seine Beute aus. Er fliegt dann sehr dicht über dem Boden und ist dabei blitzschnell. Man muss aufpassen, dass man ihn nicht aus den Augen verliert.
Das Foto zeigt den männlichen Merlin mit seinen auffällig grau-blauen Flügeldecken. Weibchen und Jungvögel sind oberseits nicht graublau, sondern dunkelbraun gefärbt. Auf der Unterseite sind sie auf hellem Grund intensiv braun gestreift. Der Bartstreif des männlichen Merlins ist eher unauffällig. Man sollte bei einerseits die Jagd- und Flugweise bedenken und bei der Bestimmung auf die typischen spitzen Falkenflügel und den Schwanz, der kürzer ist als bei dem deutlich häufigeren Turmfalke (Falco tinnunculus), achten.
Bemerkenswert scheint mir auch eine Bemerkung, die ich in einem englischen Vogel-Bestimmungsbuch fand: Der „Merlin“, der vor Ihnen die Straße entlangfliegt, ist mit Sicherheit ein Sperber (Accipiter nisus). Auch dieser kleine Greif jagt oft bodennah, folgt allerdings, anders als der Merlin, manchmal auch Wegen und Straßen, vor allem wohl, um die Deckung durch Hecken, Zäune und dergleichen auszunutzen.
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