Der Pampasstärlinge (Leistes defilippii) saß auf der Wiese und schaute auf die Pfütze vor sich. Es war ein heißer Tag und er hatte Durst. Als er das Wasser sah, wusste er, dass er sich erfrischen musste.
Er flog von einem Pfahl hinunter und landete auf dem Wasser. Er tauchte seine Füße hinein und bewegte sie hin und her, als ob er schwimmen würde. Das Schwänzchen wackelt, das Gefieder plustert sich auf. Kurz nippt der Vogel aus der Pfütze. Wenn der schwarz-rote Vogel badet, schimmern die Wellen silbrig in stillem Glanz. Sein Flügelschlag läßt die Tropfen „explodieren“. Dann wieder schwimmt er, taucht ein und spielt mit dem Wasser. Der Vogel badet im Sonnenschein. So sieht es also aus, wenn Pampasstärlinge, auch Lerchenstärlinge genannt, sich gemeinsam eine Pfütze als Badegelegenheit ausgesucht haben.
Die Pampasstärlinge erfreuen sich offensichtlich an der Kühle des Wassers. Plötzlich erschienen mit Patagonienspottdrosseln (Mimus patagonicus) weitere Vögel am Ufer. Sie schauen auf die Pfütze und sehen den Pampasstärling, wie er im Wasser planscht. Einer nach dem anderen beginnt dann ebenfalls ins Wasser zu fliegen und zu planschen. Als sie schließlich triefend naß und müde sind, fliegen alle Vögel wieder an Land. Ein Männchen der Pampasstärlinge setzt sich zum Trocknen auf einen alten Weidepfahl. Schön ist das schwarz-rote Gefieder zu bewundern.
Nach ca. 250 km Fahrt war ich zur Bahia San Blas abgebogen. Ich dachte, das könnte ein gutes Revier zur Beobachtung des Vogelzugs sein. Die 66km angebliche Schotterpiste bis zur Landspitze ist eine echte Offroad-Herausforderung. Schlaglöcher über Schlaglöcher. Bestimmt 2 Stunden brauche ich. Die Halbinsel entpuppt sich als wahres Anglerparadies. Deshalb sind trotz des sehr bescheidenen Straßenzustands sogar relativ viele Touristen da. Einer hat einen Riesenhai im Vorgarten aufgehängt. Der Kiesstrand ist nicht so ergiebig, das Innere der Halbinsel aber wie man sieht, recht ergiebig und ich komme zu ein paar ganz netten Vogelfotos.
Die Pampasstärlinge sind insofern ungewöhnlich für die Gattung der Stärlinge, da sie ist die einzige Art, die sich nicht gut an die Landwirtschaft und die vom Menschen verursachten Veränderungen der Umwelt anpassen konnte. Andere Stärlinge sind häufiger geworden und einige breiten sich sogar aus, wenn Wälder abgeholzt werden und die Landwirtschaft übernimmt. Beim Pampasstärling ist es genau das Gegenteil. Sie ist selten geworden und wird offiziell als gefährdet eingestuft. Aktuell ist das verbleibende Verbreitungsgebiet der Pampasstärlinge die südwestliche Provinz Buenos Aires und hier insbesondere die Gegend um die Halbinsel von San Blas im Süden der Provinz Buenos Aires. Restriktiv bzgl. der Verbreitung des Pampasstärlings wirkt sich aus, daß diese Wiesenlerche hohes, „altes“ Grasland benötigt und nicht in landwirtschaftlichen Gebieten oder solchen mit intensiver Viehzucht brütet. Diese natürlichen Wiesen sind immer schwieriger zu finden und sie lassen sich im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft leicht für diese Zwecke umwandeln.
Als ein Großteil Argentiniens eine riesige Prärie mit hohem Gras war, müßte der Pampasstärling eine der häufigsten Arten in der Region gewesen sein. Mit intensiver Landwirtschaft kann sie aber nicht koexistieren und brütet auch nicht in gepflanzten nicht-heimischen Gräsern.
Auf Nahrungssuche ziehen Pampasstärlinge in kleinen Gruppen. Pampasstärlinge ziehen außerhalb der Brutzeit in Schwärmen von einigen Hundert; früher waren es Tausende, die damals sogar den Vergleich einer marschierenden Armee erweckten.
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