Auf das geduldige Durchsuchen eines Gänsetrupps mit dem Spektiv bei windigem Wetter und Graupel- und Schneeschauern war man diesmal gar nicht angewiesen. Es war zwar kühl und nass, aber die Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) vom Landschaftspark Rudow-Altglienicke war in Trupps mit Graugänsen (Anser anser) und 2 Bläßgänsen (Anser albifrons) schnell zu sehen. Leider war es wieder so wie es häufiger kommt. Gerade, wenn man durch das Spektiv geschaut hat und die Kamera zur Hand nehmen will, fliegen die Gänse ohne Hast, aber zügig in mehreren Trupps davon. Daher muß nun eine Kurzschnabelgans aus Helgoland für das Blog-Foto herhalten.
Der Landschaftspark Rudow-Altglienicke war Anfang März 2023 Anziehungspunkt für viele Vogelinteressierte und Fotografen nicht nur wegen der Gans sondern auch wegen einer seltenen Rostflügeldrossel (Turdus eunomus). Diese war im Landschaftspark am Rande von Berlin schon am 7. Februar 2023 auf dem angrenzenden Gelände zu einer Baumschule nicht weit vom Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) auf einem Baum gesichtet worden. Diesmal wurden natürlich nach der erfolgreichen Sichtung der Kurzschnabelgans alle Kleinvogel-Trupps mit Wacholderdrosseln (Turdus pilaris), Rotdrosseln (Turdus iliacus) und Staren (Sturnus vulgaris) akribisch durchsucht.
Es ist bemerkenswert, daß nun innerhalb von 2 Jahren schon wieder eine Rostflügeldrossel gesichtet wurde. Damals war Turdus eunomus mitten im Erzgebirge bei Stollberg südwestlich von Chemnitz in einem Trupp Wacholderdrosseln gesichtet worden. Eine vor 6 Jahren auf Helgoland festgestellte Rostflügeldrossel war die einzige Meldung, die man aus letzter Zeit auf der Birder-Website ornitho.de für Deutschland sonst noch entdecken kann. Urs N. Glutz von Blotzheim beschreibt in seinem „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 9/II „Passeriformes, Turtidae“, allerdings von Nachweisen einzelner Individuen bis in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zurück.
Für die Beobachtung einer Kurzschnabelgans im deutschen Binnenland ist die Mitnahme eines Spektivs wichtig. Sorgsam beobachtend kann man dann vielleicht auch mal eine Weißwangengans (auch Nonnengans genannt), Branta leucopsis oder einige Waldsaatgänse (Anser fabalis fabalis) sehen. Ansonsten ist man auf Meldungen von Kurzschnabelgänsen in Trupps mit Graugänsen, Saatgänse und Bläßgänsen angewiesen. So war eine Kurzschnabelgans gut in der Feldflur südlich von Schlepzig bei Lübben im Spreewald im Januar 2015 zu beobachten.
Als ein sicheres Merkmal wird in Feldführern die die Farbe der Beine genannt. Nicht immer ist aber die Farbe gut einzuschätzen. Ein Problem, das in manchen Beobachtungssituationen immer wieder auftritt – besonders im Gegenlicht. So rosa im Vergleich zum Orange der Beine der Saatgänse wirken die Beine der Kurzschnabelgänse nämlich nicht. Hat man Kurzschnabelgänse identifiziert, kann man sich auch weiteren Merkmalen widmen. So scheint einem dann auch der Mantel eine Spur grauer, eher blaugrau, im Vergleich zu Saatgänsen zu sein. Einigen Beobachtern fiel bei der fraglichen Kurzschnabelgans in Berlin allerdings der bräunliche Schimmer des Hals-Kopfbereiches auf. Der Schnabel mit seinen geringen hellen (pinkfarbenen) Anteilen war ebenfalls ein bemerkenswerter Gegensatz zu den hellen Schnäbeln der anderen beiden Gänsearten.
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