Nach einem erfolgreichen Morgen im ersten Morgenlicht und 2 anschließenden Stunden im Green Mubazzarah, am Fuß der Hajar Mountains komme ich gerade von einer Fototour sowohl auf den Eichenlaubsänger (Phylloscopus neglectus) als auch ein Paar vom Schwarzkopf-Steinschmätzer (Oenanthe alboniger) zurück. Ich laufe über die dicken Kiesel, die im hinteren Verlauf mehr und mehr das Wadi unpassierbar machen. Zurück am Auto sehe ich dann eine ganz weiße Steinlerche (Ammomanes deserti). Aufgrund der beschriebenen und der auf den Fotos erkennbaren Merkmale handelt es sich bei dem Vogel um eine leuzistische Lerche, wenn sie nicht ein Teil-Albino ist. Leuzismus ist eine Defektmutation bei Tieren, die dazu führt, dass das Fell weiß und die darunterliegende Haut rosa ist, da die Haut keine Melanozyten (farbstoffbildende Zellen) enthält. Leuzistische Vögel haben ein mehr oder weniger weißes Gefieder, weisen jedoch auch an Augen und Beinen immer Pigmentierung auf. Bei Albinos fehlt die Pigmentierung völlig, weshalb Augen dann rötlich, Beine und Füße eher fleischfarben erscheinen. Für einen richtigen Albino wirken die Augen dann doch zu dunkel (nicht rötlich) während Beine und Füße klar hellorange erscheinen.
Der auffallend orange Schnabel könnte auf einen Albinismusdefekt auf die Schnabelfarbe hinweisen. Soweit erkennbar hat der Vogel seinen Aufenthalt bisher gut überstanden, um nicht zu sagen erfolgreich überstanden.
In Europa werden zwar häufiger Individuen verschiedener Arten mit solchen Farbabweichungen beobachtet, auch bird-lens.com hatte bereits über einen sehr hellen Buchfinken (Fringilla coelebs) und über einen durch Zypern ziehenden Neuntöter (Lanius collurio) berichtet. Generell sind Vögel mit diesen Farbdefekten aber sehr selten.
So ergab eine Recherche zur generellen Häufigkeit albinotischer und leuzistischer Neuntöter, die Günter Barth und Günter Nicklaus im Artikel „Zur Beobachtung eines leuzistischen Neuntöters, Lanius collurio im Noswendeler Bruch“ in Lanius 35, 2014: S. 53–57 anstellte, ergab für die Zeit von 1950 bis 2012 insgesamt nur zwölf Fälle.
Green Mubazzarah ist ein Erholungsgebiet in der Nähe von Al Ain/VAE am Fuße des Hadschar-Gebirges aufgenommen. Rasensprenger sind reichlich vorhanden und morgens voll im Einsatz, um das Grün in der sehr wüstenartigen Umgebung zu erhalten. Das Grün der Wüste lockt nicht nur Lerchen und andere ganzjährig in der Gegend vorkommende Vögel wie Wachtelfrankolin (Francolinus pondicerianus), Chukarhuhn (Alectoris chukar), Orientturteltaube (Streptopelia orientalis) und Palmtaube (Streptopelia senegalensis) an, sondern auch viele Zugvögel wie z.B. Steinrötel (Monticola saxatilis), Blaumerle (Monticola solitarius), Wiedehopf (Upupa epops), Isabellsteinschmätzer (Oenanthe isabellina), den „normalen“ Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Wüstensteinschmätzer (Oenanthe deserti), Trauersteinschmätzer (Oenanthe leucura), Bachstelze (Motacilla alba) und Bergpieper (Anthus spinoletta) an.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Dieses schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.