Küstenseeschwalben in der Literatur

„Oben auf der Anhöhe bleibe ich stehen, um noch einmal zurückzuschauen, und für einen Moment legt sich der Wind. Weit und überwältigend erstreckt sich das Eis, umrissen vom schwarz-weißen Meer und einem fernen, grauen Horizont. Selbst jetzt, mitten im Sommer, treiben riesige kobaltblaue Eisschollen träge vorbei. Und Dutzende Küstenseeschwalben sprenkeln das Weiß von Himmel und Erde.“ Eine dunkle Vergangenheit. Eine unmögliche Reise. Der Wille zu überleben. Franny Stone ist fest entschlossen, bis ans Ende der Welt zu reisen und den letzten Küstenseeschwalben auf ihrer möglicherweise letzten Wanderung in die Antarktis zu folgen. Von der Westküste Irlands bis Australien und dem abgelegenen Grönland ist dies eine Ode an die wilden Orte und Kreaturen, die jetzt bedroht sind.

Charlotte McConaghy beschreibt in Ihrer Novelle Zugvögel, auf Englisch „Migrations“ eine epische, bewegende Geschichte über die Möglichkeit der Hoffnung trotz aller Widrigkeiten.

Die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) ist ein echter Weltenbummler. Sie ist anmutig im Flug und geradezu zierlich. Das macht ihr weltweites Vorkommen umso erstaunlicher. Sie brütet rund um den Arktischen Ozean bis zur Nordspitze Grönlands bei fast 84°N und kommt trotzdem regelmäßig an die Nordseeküste zum Brüten. In der Nearktis brütet sie so weit südlich wie Cape Cod, Massachusetts. Küstenseeschwalben genießen dann einen zweiten Sommer in ihren Winterquartieren, den Rändern des Packeises rund um die Antarktis. Diese Verbreitungsstrategie ist zwar vom Zugweg sehr anstrengend, denn sie erstreckt sich vom nördlichsten Land bis zum südlichsten offenen Wasser. Aber sie gibt diesem Vogel mehr Stunden Tageslicht als jede andere Vogelart. Der jährliche direkte Hin- und Rückflug wird auf gut 40.000 Kilometern geschätzt. Während dieser langen Reisen sind die meisten Küstenseeschwalben Hochseevögel und werden selten von der Küste aus gesehen. Verstreute Aufzeichnungen aus dem Inland aus verschiedenen Teilen der Welt deuten darauf hin, dass immerhin einige Individuen lange Zugstrecken über Land zurücklegen. Der Anteil der über dem südlichen Deutschland gesichteten Küstenseeschwalben liegt aber mal bei gerade 4%. Über die weiten Reisen der Küstenseeschwalbe bleibt noch viel zu lernen.

Nicht selten nisten Küstenseeschwalben zusammen mit Flussseeschwalben (Sterna hirundo). Im südlichen Teil des Brutgebietes im Atlantischen Ozean vermischen sich Brutpopulationen der Küstenseeschwalben mit denen der Flussseeschwalben.

Eine der bekanntesten Brutstätten für beide Arten ist die Schleuse der Sorge bei Tönning/ Nordfriesland. Hier lassen sich Küstenseeschwalben und Flussseeschwalben wunderschön aus kürzester Entfernung beobachten und trotzdem ohne zu stören fotografieren.

Wie bei anderen arktischen Arten ist die Brutzeit kurz und Küstenseeschwalben verbringen nur 2 bis 3 Monate in ihren Nistgebieten. Im großen zirkumpolaren Brutgebiet nisten viele weit verstreut in der Tundra oder in kleinen Kolonien auf Inseln in Seen. Andere versammeln sich in dichten Kolonien auf Küsteninseln.

Anders als in der Novelle von Charlotte McConaghy beschrieben, ist der gegenwärtige Status der Küstenseeschwalbe wohl noch nicht bedroht. Er ist hauptsächlich wegen der abgelegenen Nistgebiete und der weiten Streuung großer Teile der Brutpopulation aber auch kaum bekannt. Es ist aber tatsächlich bekannt, daß in Grönland große Rückgänge gemeldet wurden.

Die Novelle Zugvögel ist ein eindringliches, erstklassiges Werk der Klimaliteratur. Zusätzlich ist sie eine clevere Neuinterpretation von Moby-Dick. Die Prosa dieses Romans drückt sich aus in bewegenden Beschreibungen der Landschaften des Planeten und ihrer schwindenden Bewohner und enthält viele wunderbare Meditationen über die Verantwortung der Menschheit gegenüber ihren irdischen Mitbewohnern. Das Gute dieses Romans ist, dass er nicht absurd ist. Es fühlt sich wahr und berührend an, die Ereignisse unmittelbar bevorstehend. Die unkalkulierbaren Verluste des Klimawandels werden letztendlich – wenn auch mit einem Hoffnungsschimmer – ausgebreitet.

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