Wenig später als wir den Bootsanleger in Abu Simbel hinter uns gelassen haben, fahren wir an hohem Schilf entlang. Das Schilf scheint undurchdringlich. Trotzdem sind die hohen Halme des Schilfs voller Leben. Erfüllt vom sonoren Rattern des Stentorrohrsängers (Acrocephalus stentoreus), umschwirrt von Massen an Uferschwalben (Riparia riparia) und Rauchschwalben (Hirundo rustica), die wohl alle auf dem Zug die Myriaden von Fliegen und Mücken als Unterwegs-Wegzehrung vertilgen. Auf den Bildern finde ich dann auch noch eine grauweiße Schwalbe, die mit den Uferschwalben über dem Röhrichtgürtel am Ufer des Nassersee. Das muß ich prüfen und schreibe an Birdforum.net. Ich schreibe, daß ich das Bild einer fliegenden Schwalbe am Nassersee in der Nähe von Abu Simbel nahe der Grenze zum Sudan aufgenommen hätte. Zuerst dachte ich an die Steinschwalbe (Hirundo fuligula). Aber die komplett weiße Unterseite und die dunkelbraune Brust irritieren mich. Könnte es auch die Braunkehl-Uferschwalbe, also Plain Martin (Riparia paludicola) sein? Das war die Fragen an die Experten. Einer antwortet mir sofort. Ja, das wäre wohl diese Art; im Sudan käme sie gelegentlich vor; inwiefern sie auch in Südägypten auftauchten könnte, entziehe sich seiner Kenntnis. In eBird sind 2 Meldungen der Braunkehl-Uferschwalbe in der Nähe des 4. Kataraktes ca. 500 km Luftlinie südlich von Abu Simbel vermerkt. In eBird taucht die Art erstmal nicht in meiner Liste auf. Die Experten untersuchen wohl noch näher.
Die Braunkehl-Uferschwalbe wird für die meisten Gebiete in Afrika als sesshaft beschrieben. Es gibt aber auch Berichte von ziehenden Vögeln, so z. B. aus dem östlichen Afrika. Nach der Brut bildet auch diese Art – ähnlich wie die Uferschwalbe – große Schwärme. So wird in Simbabwe die kleine Brutpopulation von Juni bis September durch Zugvögel (die vermutlich vom Sambesi oder Limpopo stammen) vergrößert.
Ich recherchiere selber weiter. Dabei stoße ich auf eine Mitteilung aus dem Jahr 2015 in Dutch Birding wonach ein Brown-throated Martin (Riparia paludicola) am Heimar Reservoir, wohl am 21.Juli gesichtet worden war. Das wäre dann damals die Erstbeobachtung für Israel gewesen. Im Vergleich zu Israel ist Ägypten sicher noch underrecorded. Im Handbook of Western Palearctic Birds von Hadoram Shirihai and Lars Svensson finde ich noch den Hinweise, daß die ägyptische Unterart der Uferschwalbe (shelleyi) manchmal nur ein angedeutetes Brustband hätte und gelegentlich Tupfer auf der Kehle aufweisen würde, die eine dunkle Färbung andeuten. Aber dieser Vogel hatte ja eine richtig dunkle Kehle und Brust. Wie auch immer: ich entscheide mich für die Braunkehl-Uferschwalbe.
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