Der frühe Morgen ist die perfekte Stunde, um den Wachtelkönig (Crex crex) zu finden und dann auch zu fotografieren. Und bald schon höre ich im Hintergrund eines dicht bewachsenen Wiesengrundstücks nicht weit von der Warthe entfernt die Rufe eines Wachtelkönigs. Ich spiele seinen „Gesang“ vom Band ab. Obwohl ich den Eindruck hatte, daß sich der Wachtelkönig vorher weit in der Fläche aufgehalten hatte, dauert es nicht lange, als auf einmal mit beeindruckender Lautstärke der Vogel direkt neben mir zu stehen scheint und wenig später auch aus einem Weidendickicht tritt.
Ich halte aus dem Wagen drauf mit dem Canon-Objektiv EF 400mm f/2.8 IS II USM an einer Canon EOS R 5 und kann einige Fotos vom frei-stehenden Vogel schießen, bevor er wieder in der Dickung verschwindet. Ich beschließe das ECKLASPHERE – Bodenstativ von Eckla zu nutzen, um noch einmal eine ganz andere Perspektive zu bekommen. Dazu muß ich mich auf den Boden legen. Eine alte Matte dient als Unterlage.
Mit dem ECKLASPHERE hat der Fotograf die Möglichkeit einer optimalen 3-dimensonalen Nachführung (nicht nur auf einem Bohnensack) ohne auf die gleichzeitige Bedienbarkeit des Objektivs verzichten zu müssen. Der ECKLASPHERE ist also perfekt wenn man ganz tief „heruntergehen“ möchte. Es kann direkt an den Objektiv-Fuß oder an die Adapterplatten von Schnellkupplungen angebracht werden. Aus der Hand – aufgestützt auf dem Ellenbogen – kann man das natürlich auch alles versuchen – wenn man lange genug die Hand still halten kann.
Auch so ist das Fotografieren gar nicht so einfach trotz des klappbaren Displays der Canon EOS R 5. Ich stelle einen Bluetooth-Lautsprecher an den Wegesrand, direkt dort wo das hohe Gras aufhört und warte. Plötzlich, ohne daß sich auch nur ein Grashalm bewegt hätte, steht der Vogel da. Diesmal auf dem Wegesrand im frühen Morgenlicht. Einige Grashalme scheinen ihn einzurahmen. Das ist natürlich nicht so einfach für den Autofokus der Canon EOS R 5. Ich hatte auf mittenbetonten AF gestellt. Aber es bleibt schwierig, den Vogel zu erwischen. Denn diesmal bleibt er nicht lange stehen, sondern saust geduckt über den Weg.
Nach einiger Zeit steht er dann am gegenüberliegenden Weidendickicht. Auch hier verschwindet er schnell und rennt dann über den Weg, um im hohen Gras zu verschwinden.
Ich beschließe, den Vogel nicht zu sehr zu ärgern und verzichte auf weitere Anlockversuche. Vielleicht sollte ich eher um die Mittagszeit zurückkommen.
Es heißt, daß der Wachtelkönig eher nachtaktiv sei und Sonne wäre dem Erscheinen eher abträglich. Das wird sich dieser Wachtelkönig wohl anders überlegt haben. Jedenfalls höre ich ihn schon unprovoziert rufen, als ich 3 Stunden später wieder an der gleichen Stelle bin.
Schnell ist mein Tarnzelt, ein Stealth Gear 2-Personen- Tarnzelt Extreme Professional Wildlife Square Hide, aufgeschlagen. Als Unterlage nutze ich das Cullmann Stativ Titan Professional CT200 und befestige den ProMediaGear GKJR Katana Pro Aluminum Gimbal Head „verkehrt“ herum an der Mittelsäule. So kann ich die Vorteile eines Stativs nutzen, brauche das Gewicht der Kombi nicht selber zu schultern und habe, wenn ich mich auf den Boden setze, doch einen erstaunlich tiefen Perspektivpunkt. Hier zeigt das klappbare Display der Canon EOS R 5 seine Vorteile. Früher hätte man einen Winkelsucher nutzen müssen. Ich stelle wieder den Bluetooth-Lautsprecher an den Wegesrand, direkt dort wo das hohe Gras aufhört und warte.
Der Wachtelkönig ist nun noch vorsichtiger. Er kommt auch nun aus dem hohen Gras, recht zuverlässig sogar. Mit der Zeit wird er aber immer vorsichtiger, will sich nicht so exponieren, sichert und läuft dann an einem Weidenhain in sichere Dickung.
Wichtig zu wissen bei der Ansprache eines Wachtelkönigs ist, daß der im gleichen Habitat vorkommende Neuntöter (Lanius collurio) durchaus ähnliche Rufe abgibt, wenn auch nicht in dieser gnadenlosen Konstanz wie der Wachtelkönig. Außerdem sind die Rufe natürlich auch nicht so laut. Aber in der Entfernung ist schon so mancher Neuntöter für einen entfernt rufenden Wachtelkönig gehalten worden.
Morgens war ich einen Plattenweg mitten im Gebiet vom südlichen Deich aus in Richtung Fluß gelaufen. Weiden (Salix sp.) säumen von Zeit zu Zeit auch die Wiesen. Im hohen Gras ist natürlich nichts zu sehen. Vor allem im Bereich vor dem Hochwasserschutzdeich an der Warthemündung gibt es ausgedehnte Weiden, die auch jetzt – Anfang Juni – noch nicht gemäht sind. Sie geben dem Wachtelkönig Schutz und Heimat; ein perfektes Habitat für diese Wiesenralle.
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