Ein früher Morgen um 5:50 in den Mishmi Hills. Die noch nicht vorhandene Morgensonne wird wieder mal von einem wolkenlosen Himmel scheinen. Nur über dem riesigen Tal des Brahmaputra sieht man die ersten Wolken, die aber auch Morgendunst sein können. Es ist 6:30 und wir befinden uns auf 1.900m NN an einem mächtigen Urwaldriesen, der wunderschön vom ersten Morgenlicht beschienen wird. Hier hören wir die ersten Vögel rufen.
Das ist für uns das Zeichen aus dem Auto zu stürzen: Es lohnt sich. So sehen wir ganz schnell Streifenhäherlinge (Garrulax striatus), Rotkopfhäherling (Garrulax erythrocephalus), Schmuckkleiber (Sitta formosa), Rotstirnsibia (Actinodura egertoni) und Blaukopftimalien (Heterophasia pulchella). Der Baum scheint sich immer mehr zu füllen. Denn wenig später kommt auch noch ein Goldkehl-Bartvogel (Megalaima franklinii) dazu. Ein echter Traum bei einem Traumwetter. Auf einmal werden die Vögel alle ruhig. Wir vermuten alle, dass sich irgendwo ein Greif eingenistet hat und die Vögel nun übertriebene Aktivität meiden, um nicht aufzufallen. Dann kommt wieder Bewegung in die Vogelwelt. Denn der nächste Flock kommt auch schon wieder. Es sind diesmal Goldschwingenhäherlinge (Garrulax subunicolor) zusammen mit Rotstirnsibias. Die Goldschwingenhäherlinge stellen sich dann als ein Trupp Schwarzbrust-Buschtimalie – engl.: Sikkim Wedge-billed Babbler – (Stachyris humei) heraus. Das elektrisiert uns alle. Auffallend war nämlich ein dunkler kompakter Vogel mit auffallend keilförmigem Schnabel und einem subtilen Gefiedermuster aus bräunlichen Streifen oben und winzigen grauen Schuppen unten. Die Kopfseite ist prägnant mit einem weißlichen Halbmond hinter dem Gesicht, das auf der Halsseite in eine Reihe von weißlichen Streifen aufbricht. Der Vogel hat schon eine eigene Geschichte in der Systematik hinter sich. Früher wurde er als Artgenosse des Cachar Wedge-billed (Wren-)Babbler (Stachyris roberti) behandelt. Er unterscheidet sich aber in verschiedenen Merkmalen, besonders im Gesang.
Auch bei dem Namen gibt es über die Zeit Änderungen. So war der Schwarzbrust-Buschtimalie – wie er eigentlich im Deutschen heißt – schon als Sikkim Wedge-billed Babbler, Blackish-breasted Babbler und Sikkim Wedge-billed Wren-Babbler bekannt. Ganz davon abgesehen wurden beide (heutigen) Arten ursprünglich als Wedge-billed Wren-Babbler zusammengefaßt.
Sein bevorzugtes Habitat ist der Urwaldboden und das Unterholz im immergrünen Laubwald. Zum genauen Habitat sind aber nur wenige Details bekannt. Er soll wohl eine Vorliebe für die eher höheren, baumartigen Bereiche in seinem Stammhabitat haben. Recht häufig kommt er wohl in dichtem Unterholz in der Nähe von Bächen vor.
Wir bleiben an der Stelle und suchen intensivst die schattigen Dickichte nach den (Wren)Babblern ab. Es gelingt uns dann auch zuerst ein Individuum auszumachen, dem sich später noch andere dazu gesellen. Super, wenn auch doch sehr versteckt. Wir verbringen so bestimmt 1 Stunde. Als ich schon weiterlaufen will, sehe ich meinen Kameraden und den Guide über mir stehen. Sie deuten mir, weiter unten zu gucken. Und siehe da, es sind Sikkim Wedge-billed Babbler unterwegs. Später höre ich, dass sie nach vielen vergeblichen Anläufen tatsächlich 1 Male und 3 Females mit dem Gesang vom Tape haben herauslocken können. Und zwar so, dass die Schwarzbrust-Buschtimalien gut 2 Minuten auf einen Stein saßen. Ich konnte zum Glück in der Zeit, den Trupp aufnehmen, wie er durch das Dickicht schlüpft. Die Nachlese der Fotos ergibt doch ausgesprochen – wenn auch durch das Laub gefilterte und daher körnig scheinende – Fotos von einem Sikkim Wedge-billed Babbler, der mit seinem spitzen Schnabel sehr eindrucksvoll aussieht.
Eine schöne Ergänzung zu den Sichtungen der Cachar Wedge-billed Babbler im GaoligongShan in China.
Ein tolles Wetter – mit etwas Wolken hoch in den Bergen. Das ist ganz normal im Winter in den Mishmi Hills!
Die Mishmi Hills liegen an der nordöstlichen Spitze Indiens, im Zentrum von Arunachal Pradesh. Sie sind auch ein Teil der Shan-Malaysia-Platte. Das Gebiet des Mishmi-Gebirges kann in zwei große Abschnitte unterteilt werden: die Überschwemmungsgebiete der Nebenflüsse des Brahmaputra-Flusses und der Arunachal-Himalaya, der aus schneebedeckten Bergen, unteren Himalaya-Ketten und den Shivalik-Hügeln besteht. Steil abfallende Landformen, subtropische immergrüne Waldvegetation und hohe Niederschlagsmengen charakterisieren das Gebiet. Angeblich nirgendwo sonst im Himalaya findet man so viel unberührten Wald und intakte Biodiversität. Die natürliche Vegetation erstreckt sich hier in ununterbrochener Folge von den Subtropen bis zur Bergtundra. Subtropische immergrüne Wälder sind die am stärksten veränderten Waldform im Himalaya und das Mishmi-Gebiet ist eine der letzten Hochburgen für viele Arten, die von diesem Waldtyp abhängig sind. Die Vogelbeobachtung bis hoch zum Mayodia Pass kann daher sehr interessant sein
Der in den Mishmi-Hügeln endemische Rusty-throated Wren-Babbler oder Mishmi Wren-Babbler wurde hier im Jahr 2004 wiederentdeckt. Es gibt aber auch sonst noch etwa 680 Vogelarten.
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