Ein junger Neuntöter (Lanius collurio) hat sich eine Wespe geschnappt und hält sie vor dem Verzehr im Schnabel. Während der Aufnahmen machte der juvenile Neuntöter keine Anstalten, die Beute nach Manier vieler anderer insektenfressender Vögel wie dem Bienenfresser (Merops apiaster) gegen einen Ast zu schlagen, um den Stachel aus dem Insektenkörper zu treiben. Der Neuntöter lebt in einem Paradies. Die Kleingärten im Tal des Flusses Basköy bei İkizdere in der Provinz Rize in der Türkei stehen im Herbst voll mit wunderbar prallen Apfelbäumen. Und hier treiben sich natürlich auch die vielen Wespen herum, die wiederrum Beute für hier lebende auf dem Zug rastende Vögel sind. Ich pflücke einen Korb voll – es sind bestimmt sieben Apfelsorten dabei.
Zu Hause dann mache ich mich an die Arbeit, Apfelmus kochen. Die Schüssel mit den Apfelschalen und den Kernen stelle ich auf den Balkon in die Sonne, neugierig, für wen das wohl attraktiv ist. Um klar zu machen, daß es hier was Leckeres gibt, stelle ich noch einige der frisch erstandenen Äpfel auf den Tisch.
Wespen kommen. Zuerst wirbelt ein Individuum um einen knallroten Apfel herum, dann gesellt sich ein zweites hinzu. Die erste beginnt, durch die Schale zu beißen, und nach einer Weile schiebt die zweite sie beiseite und beißt kräftig in das Fleisch, woraufhin die erste Wespe beginnt, an einer anderen Stelle durch die Schale zu fressen. Als eine dritte Wespe auftaucht und geduldig auf dem Apfel herumtrottet, fragte ich mich, ob die erste Wespe die Pionierin sein könnte, damit die anderen an das Fruchtfleisch gelangen.
Die erste Wespe hat nun das Fruchtfleisch freigelegt und die dritte Wespe ist sofort da und lässt es sich schmecken. Das „Gemetzel“ machte mich neugierig. Ich hole einen Stuhl. Wenig später bin ich wieder bei meinen Wespen. An den Äpfeln wirbeln bestimmt schon ein Dutzend dieser Insekten herum, und als ich einen Blick in die Schüssel riskiere, bin ich fassungslos. Mindestens 40 Wespen klettern über die Apfel-Reste und fressen sich satt. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mir eine Wespenplage eingefangen. Und das finde ich nicht nur amüsant, sondern auch spannend. Ich sitze lange bei meinen schwarz-gelben Gästen und beobachte sie. Nach zwanzig Minuten bin ich schon davon überzeugt, dass diese Tiere echte Charaktere sind. Da gibt es die, die schieben, und die, die geschoben werden, die einen murmeln widerwillig, die anderen beißen hier und da und es schmeckt ihnen nie genug, dann tauchen Banden auf, beschlagnahmen Fruchtfleischquellen, vertreiben die traditionellen Kameraden und scheinen einander beim Fressen Schutz zu geben. Und es gibt die wirklichen Heroen, die sich nicht beirren lassen, ruppig auf Störung reagieren und ihr Vorhaben nicht aufgeben. Manche Wespen arbeiten sogar in Kooperation, um einen Tunnel quer durch den Apfel zu treiben.
Bei verschiedenen Vögeln wie Wespenbussard (Pernis apivorus), Neuntöter und Bienenfresser, aber auch bei größeren Spinnen gehören Wespen zum normalen Speiseplan. Weitere natürliche Feinde sind Schlupfwespen, deren Larven sich von den Wespenlarven ernähren und Kuckuckswespen, die ihre Eier in fremde Wespennester legen und ihre Nachkommen von den Wirtswespen aufziehen lassen.
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