Bestimmung der Schwanzmeise ssp. caudatus in Deutschland

Jetzt ziehen sie wieder aus dem Norden. Ein geschwätziger Schwarm Meisen im herbstlichen Deutschland könnte auch Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus) mit einem weitgehend oder sogar komplett weißen Kkopf enthalten, die häufig sofort als Aegithalos caudatus caudatus gezählt werden.

Die Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) weist eine komplexe globale Variation auf, wobei 19 Unterarten anerkannt sind. Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen: die caudatus-Gruppe in Nordeuropa und Asien. Die europaeus-Gruppe in Süd- und Westeuropa, Nordostchina und Japan. Die alpinus-Gruppe ist auf den europäischen Mittelmeerraum und Südwestasien beschränkt.

Die Unterart caudatus der Schwanzmeise brütet in Fenno-Skandinavien, Osteuropa, dem größten Teil der ehemaligen Sowjetunion, Teilen Chinas und Japans, Nord- und Südkorea sowie der Mongolei. Seit dem Erscheinen der entsprechenden Teile von Feldführern in europäischen Sprachen ist diese Unterart weiter westlich und südlich angesiedelt als bisher angegeben. Schwanzmeisen sind Teilzieher, die in manchen Jahren invasiv in großen Mengen in den baltischen Ländern und in Nordwesteuropa vorkommen.

Mehrere Unterarten der Schwanzmeisen kommen im südlichen und westlichen Teil des Unterartengebiets caudatus vor. Diese Unterarten gehören zur sogenannten alpinus/europaeus-Gruppe. Das Verbreitungsgebiet von europaeus erstreckt sich nordwestlich bis nach Benelux, Dänemark, Deutschland, Polen und Südschweden. Schwanzmeisen der Unterart europaeus wurden in Großbritannien, Norwegen, Russland und der Ukraine als Irrgäste bestimmt. Die Unterart europaeus ist wie die Unterart caudatus ein Standvogel, der allerdings in strengen Wintern auch abwandern kann.

Ein großer Teil der in der Literatur erwähnten Merkmale von caudatus findet sich leider auch bei europaeus, insbesondere in Gebieten mit vielen intermediären Formen. In den meisten Bestimmungsbüchern wird die Unterscheidung von caudatus und europaeus nur am Rande betrachtet. Erschwert wird die Bestimmung besonders durch die große Variabilität streifenköpfiger europaeus und dem verbreiteten Auftreten von Übergangsformen. Einzelne weißköpfige Schwanzmeisen in einem Trupp ansonsten streifenköpfiger Vögel gehören meist – aber eben nicht immer – in diese Kategorie.

Hier der Versuch einer Zusammenfassung der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale:

Trotz aller Einschränkungen ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal die Kopfzeich- nung: caudatus zeigt immer einen vollständig reinweißen Kopf mit auffälligem schwarzem Knopfauge und deutlichem Kontrast zum scharf begrenzten schwarzen Nackenband. Bei „weißköpfigen“ europaeus lassen sich häufig Reste der Streifenzeichnung ausmachen.

Selbst wenn dies der Fall ist, mag es sehr schwierig sein, das auch zu erkennen. Manchmal sind es nur ein paar bräunliche Federn, vor allem hinter dem Auge. Das Nackenband ist beim caudatus immer scharf abgegrenzt und rein schwarz, während es bem europaeus meist etwas diffuser vom weißen Kopf abgetrennt ist. Caudatus zeigt nie auch nur den Ansatz eines Brustbandes, wie es bei europaeus regelmäßig vorkommt. Sobald der Ansatz eines Brustbandes sichtbar ist, kann die Unterart caudatus ausgeschlossen werden. Die Unterseitenfärbung ist bei caudatus in den meisten Fällen (rein) weißer als bei europaeus und zeigt einen rosafarbenen Schimmer von der Unterbrust bis zu den Unterschwanzdecken, die den dunkelsten Bereich der Unterseite bilden. Bei europaeus ist die Unterseite im Allgemeinen insgesamt dunkler und zeigt einige graue Federn, insbesondere im Flankenbereich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sehr saubere und auffallend kontrastreiche, rein weißköpfige Schwanzmeisen immer einen zweiten Blick wert sind, insbesondere wenn sie in Gruppen gleichfarbiger Individuen auftreten. Aufgrund der hohen Variabilität ist es unerlässlich, dass die Bestimmung eines caudatus-Kandidaten auf der Berücksichtigung mehrerer individueller Merkmale basieren muss. Sind nicht alle subspezifischen Merkmale vorhanden, sind extreme europaeus– oder Mischformen nicht auszuschließen.

Es tauchen immer wieder vier Gruppen von Schwanzmeisen auf – mit den zu erwartenden Zwischenformen auf, die sauber unterschieden werden müssen:

  • Streifenköpfige europaeus (wie in den üblichen Feldführern abgebildet)
  • europaeus-ähnliche Vögel (zum Beispiel mit einem Wirbelstreifen am Kopf)
  • caudatus-ähnliche Vögel (z. B. weißköpfige Individuen mit einzelnen schwarzen Federn auf dem Kopf)
  • phänotypischer caudatus mit reinweißem Kopf

Nun ist die Frage: Welche Vögel gehören denn wirklich zur Subspezies „caudatus“?

Schwanzmeisen der Unterart caudatus müssen folgende Merkmale aufweisen:

  • reines Weiß, was „schneeweißer“ Kopf bedeutet,
  • scharfe Abgrenzung des schwarzen Halses zum weißen Kopf,
  • kein Brustband (nicht einmal ansatzweise),
  • weißer Bauch mit ebenfalls weißen oder nur oberflächlich rosafarbenen Flanken,
  • weiße oder zumindest breitweiß gebänderte innere drei Armschwingen bzw. Schirmfedern.

Angesichts der oben erläuterten Merkmale wurden die Schwanzmeisen aus der Großen Grabenniederung bzw. den Pareyer Wiesen, Brandenburg/Deutschland zwischenzeitlich fälschlicherweise als Aegithalos caudatus, ssp. caudatus identifiziert. Tatsächlich gehört der Vogel auf dem Bild des Blogs wohl eher zur Unterart europaeus mit einem klaren caudatus-ähnlichen Aussehen. Man kann sehen, daß das weißköpfige Individuum keinen klaren Kontrast zwischen Kopf und Rücken hat und auch auf der Unterseite zu „schmutzig“ weiß ist.

SchwanzmeiseIm Gegensatz dazu wurde das obige Bild der Schwanzmeisen auf Happy Island – einer Insel im Gelben Meer Chinas – aufgenommen und kann der Unterart caudatus, wahrscheinlich japonicus oder besser sibiricus, zugeordnet werden.

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