Ausflug in den Kakamega-Wald im Herzen Kenias

ErzkuckuckIm Herzen Westkenias, dort wo die Sonne die Landschaft in Goldtöne taucht, liegt der Kakamega-Wald – ein Reich voller uralter Bäume, einer lebendigen Vogelwelt und Geheimnissen, die das Rascheln der Blätter flüstern.

Noch vor der Morgendämmerung mache ich mich im Licht des Mondscheins auf den Weg zu einem kleinen Hügel am Rande des Waldes. Nach etwas mehr als einer Stunde anstrengendem Fußmarsch habe ich es geschafft, gerade rechtzeitig. Etwas außer Atem stehe ich auf der höchsten Erhebung weit und breit und genieße den Anblick ei­nes herrlichen Sonnenaufganges über dem Wald von Kakamega in Westkenia. Hier vom „Lirhanda Hill“ hat man einen guten Überblick über weite Teile des etwa 120 km² umfassenden Waldschutzgebietes. Es ist eines der letzten noch verbliebenen Regenwälder Kenias. Bekannt ist der Wald bei vielen Birdern und Wissenschaftlern als Überbleibsel eines ehemals geschlossenen Waldgürtels, der sich vor langer Zeit von West- nach Ostafrika erstreckte. Aufgrund dieser Vergangenheit ähnelt er den Tieflandregenwäldern Zentralafrikas mehr als anderen Wäldern in Kenia. Unter der Flora und Fauna des Waldes finden sich zahlreiche Alten, denen man sonst erst wieder in den Urwäldern Kameruns oder des Kongo begegnen kann. Viele Tierarten kann man hier besser als irgendwo sonst in Ostafrika beobachten, und einige sind in ihrem Vorkommen sogar ausschließlich auf diesen Wald be­schränkt.

Aus dem Wald unter mir schallt aber erstmal das morgendliche Gebrüll der Guerezas (Colobus guereza), einer von sieben hier ansässigen Affenarten. Die Männchen geben sich so untereinander ihre Anwesenheit bekannt, um unnötige Revierkämpfe zu vermeiden. Wenn einmal eines der Tiere damit beginnt, fallen schnell von allen Seiten die Männchen der benachbarten Familiengruppen mit in das Konzert ein. Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, der dann den ganzen Wald erfüllt. Neben den Guerezas sind es vor allem die Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus cephus) und die Weißnasen-Husarenaffe oder auch Ostafrikanische Husarenaffe (Cercopithecus nictitans), die man einigermaßen regelmäßig zu Gesicht bekommt.

Als ich den Waldrand betrete, begrüßt mich eine Symphonie von Vogelstimmen, die durch die hohen Bäume hallen. Meine Augen weiten sich vor Staunen, als ich das Kaleidoskop der Farben bewundere, das zwischen den Zweigen flattert. Hier gibt es Nektarvögel, Turacos und andere scheue Waldbewohner.

Der Tag hat gerade erst angefangen und ich begebe mich auf Fotopirsch hinunter vom Berg in das Halbdunkel des Waldes, wo der Tag noch nicht ganz angekommen ist .Der dunkle Waldboden wird nur vereinzelt von Lichtflecken aufgehellt. An solchen Stellen sollte man nach Schlangen Ausschau halten, denn die gibt es in Kakamega reichlich, darunter auch zahlreiche Giftschlangen. Zu sehen bekommt man die Tiere allerdings nur selten. Zwar gibt es im Regenwald von Kakamega für jeden Naturliebhaber etwas zu sehen oder zu erleben, die Hauptattraktion ist und bleibt jedoch für viele die Vogelwelt des Gebietes. Unter den über 340 nachgewiesenen Arten gibt es viele Besonderheiten, und nicht wenige Ornithologen reisen dafür um die halbe Welt. Ob der Ansorgebülbül (Andropadus ansorgei) oder die Chapinfeinsänger (Apalis chapini), der seltene, kronenbewohnende Saphirspint (Merops muelleri) oder der im dichten Unterholz lebende Gelbbauch-Lappenschnäpper (Platysteira concreta), ob eine Grünhylia (Hylia prasina) oder ein Fleckenbartvogel (Tricholaema hirsuta), exotische Graupapageien (Psittacus erithacus) oder farbenprächtige Bergtrogons (Apaloderma vittatum) oder der eindrucksvolle Erzkuckuck (Ceuthmochares aereus), für nahezu jeden Ornithologen hält der Wald unvergessliche Begegnungen bereit. Doch das Beobachten von Vögeln und anderen Tieren ist im sehr dichten und auch hohen Wald nicht einfach. Man sollte immer damit rechnen, dass man nur einen Bruchteil seiner Bewohner zu sehen bekommt, und häufig entziehen sich gerade diejenigen den Blicken des Beobachters, die er am meisten zu sehen wünscht. Wer Enttäuschungen vorbeugen möchte, sollte auf jeden Fall einen der örtlichen Führer anheuern, die sich zum Teil hervorragend auskennen. Mit ihrer Hilfe kann man sich auch mit dem Wegesystem vertraut machen, bevor man auf eigene Faust loszieht.

Begleitet von den gesprenkelten Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach fallen, begibt man sich auf Pfade, der sich bis ins Herz des Kakamega schlängeln. Jeder Schritt enthüllt eine neue Facette dieses mystischen Ortes. Schmetterlinge tanzen in den Lichtstrahlen und die Luft ist erfüllt vom süßen Blütenduft.

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, beschließe ich, einen kleinen Hügel, wieder den Lirhanda Hill zu erklimmen, von dem aus man die weite Fläche des Kakamega-Waldes überblicken kann. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Landschaft in einen warmen, goldenen Glanz. Es ist ein Moment stiller Besinnung, eine Verbindung mit der alten Weisheit der Natur. Hier geht die Zeit im Takt des Herzschlags der Natur– ein Ort, an dem die Magie des Kakamega-Waldes im Wind flüstert.

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