Limikolen am Neusiedler See

KiebitzDie Landschaft im östlichsten Zipfel Österreichs ist eine typische Pusztalandschaft mit zahlreichen, kleinen, flachen Salzseen, den so genannten Lacken, und dem nur etwas über einen Meter tiefen Neusiedler See. Sie wird daher der Seewinkel genannt. Mit einer Fläche von zirka 320 km2, die fast zur Hälfte mit hohem Schilf bewachsen ist, gilt er als der größte Steppensee Europas und beeinflusst das Klima in diesem Gebiet maßgeblich. Das ist in dieser Region sehr mild – bereits im Mai herrschen manchmal schon Temperaturen von über 30°C. Zum Glück weht fast immer ein leichter Wind, denn wenn dieser mal ausbleibt, wird die Hitze unerträglich.

Fast das ganze Jahr über ist Saison. Wir besuchten den Neusiedler See sowohl im Frühjahr und Sommer, als auch im Herbst und stellten fest, dass für die Tierfotografie die Monate April bis Mitte Juli die interessantesten waren. Im Frühsommer verwandeln sich die Wiesen um den Neusiedler See in einen bunten Blütenteppich. Aber die Herbstzeit ab Mitte September bis Mitte November ist ebenfalls besonders interessant.

Die Landschaft mit Lacken, wechselfeuchten Wiesen, Trockenrasen und dem Schilfgürtel beschert dem Gebiet eine beeindruckende Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Sie ist für den Vogelzug als Nist- und Rastplatz europaweit von größter Bedeutung. Rund 280 Vogelarten sind hier bereits registriert worden. Gerade für Wiesenlimikolen wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Uferschnepfe (Limosa limosa), Großer Brachvogel (Numenius arquata) und Rotschenkel (Tringa totanus) ist die Seewinkellandschaft von großer Bedeutung. Offensichtlich sind die Vorkommen an Reihern (Seidenreiher (Egretta garzetta), Graureiher (Ardea cinerea), Purpurreiher (Ardea purpurea), Silberreiher (Ardea alba) und Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)). Der Löffler (Platalea leucorodia) und auch der Stelzenläufer (Himantopus himantopus) ist häufig zu sehen und gelegentlich fliegen Rohrdommeln (Botaurus stellaris). Alle diese Vögel konnten wir hier in der Vergangenheit beobachten oder auch fotografieren. Ein großer Teil der Seewinkellandschaft steht unter Naturschutz und gehört zu dem 1994 mit den ungarischen Nachbarn gegründeten Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Die der Natur überlassene zirka 4.000 Hektar große Kernzone des Nationalparks mit Brutkolonien des Löfflers und des Silberreihers wird nicht vom Menschen genutzt und darf auch nicht betreten werden. Die wesentlich größere Bewahrungszone ist nur auf ausgewiesenen Wegen für Radfahrer und Fußgänger zugänglich. Die Einhaltung dieser Vorschrift wird von Mitarbeitern des Nationalparks überwacht.

Da wir oft große Strecken zurücklegen, bevorzugen wir als Fortbewegungsmittel das Auto. Es bietet zudem eine hervorragende Tarnmöglichkeit, und ist für unsere fotografische Tätigkeit in dieser Gegend unentbehrlich. Da die Tierwelt durch die intensive Landwirtschaft an Kraftfahrzeuge gewöhnt ist, lassen sich die meisten Tiere beim behutsamen Annähern durch ein Auto kaum beeindrucken und erlauben manchmal Distanzen von wenigen Metern. Viele Straßen sind jedoch für PKWs gesperrt und nur für Radfahrer zugelassen.

Da die Scheu der Tiere vor Fahrrädern deutlich größer ist, sollten man als Fotograf die Tageszeiten meiden, zu denen die meisten Touristen unterwegs sind. In den frühen Morgenstunden, in denen das Licht zum Fotografieren ohnehin besser ist, ist es ruhiger, und dann gelingen die meisten meiner Aufnahmen. Für die Naturfotografen stellen die zahlreichen Radfahrer ein Problem dar, zudem immer mehr Straßen zwar für PKWs nicht aber für Radfahrer gesperrt werden. Aber auch die zahlreichen Fotografen im Gebiet kommen sich hier gegenseitig ab und zu in die Quere.

Gute Ortskenntnis ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei Tieraufnahmen am Neusiedler See. So entstehen viele Aufnahmen abseits der zahlreichen Menschen, die den Nationalpark besuchen. In der Umgebung von Neusiedl, Winden, Jois oder Purbach am Westufer im Norden des Sees, an Orten die nicht als Tierparadies angepriesen werden, finden wir alles, was wir für eine erfolgreiche Tierfotografie benötigen: Ruhe, Abgeschiedenheit und natürlich geeignete Motive. Gute Möglichkeiten bieten aber auch die vielen Wiesen und Wasserflächen des Seewinkels, zum Beispiel die Zitzmannsdorfer Wiesen und weiter südlich die Illmitz-Hölle. Hier finden die Zugvögel im Frühjahr und im Spätsommer geeignete Nahrungs- und Rastplätze. Der Untere Stinkersee hält im Sommer sein Wasser am längsten, so dass es hier auch im Hochsommer noch einige Durchzügler zu sehen gibt. Ab Juli sind auch wieder die ersten Zugvögel in die Winterquartiere zu beobachten. Auf den Wiesen des Seewinkels wachsen seltene Pflanzen darunter Orchideen, Malvengewächse und die Sibirische Schwertlilie.

Auch im Herbst ist die Region ornithologisch interessant. Auf den Lacken und im Seebereich sammeln sich zahlreiche Gänse. Früh morgens verlassen sie ihre Schlafplätze, brechen zu den Äsungsflächen auf und kehren in der Dämmerung wieder zurück. Umgekehrt verhalten sich dagegen die Enten, die meist am Morgen auf den Wasserflächen eintreffen.

Wer an Österreich denkt, hat sofort Berge, Schnee und Wandern vor Augen. Ein ganz anderes, aber äußerst interessantes Bild, bietet sich dem Tierfotografen dagegen im Burgenland, in der Gegend rund um den Neusiedler See. Die Frage ist aber: Ist aber ein Vogelparadies gleichzeitig auch ein Fotoparadies?

Ein guter Ausgangspunkt für Naturliebhaber ist Apetlon im Seewinkel, in der Seen- und Steppenlandschaft im östlichen Teil des Nationalparks gelegen. Neben der Natur kann die Gegend auch mit den freundlichen Menschen, dem Klima, der Ruhe und nicht zuletzt dem erstklassige Wein, der hier angebaut wird, punkten. In der Pusztalandschaft des Seewinkels befinden sich viele, kleine, flache Salzseen, die Lacken, die in Prospekten und Reiseführern als Heimat der Limikolen beschrieben werden. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß inmitten der pannonischen Tiefebene im Grenzgebiet von Österreich und Ungarn tatsächlich ein Paradies für Vögel und Vogelkundler liegt. Aber auch Naturfotografen kommen auf ihre Kosten.

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