Tausende von Jungfernkranichen (Anthropoides virgo) fallen im Herbst bei Kichan in der Wüste Thar ein. Jungfernkraniche ist die kleinste aller Kranicharten. Jungfernkraniche trotzen auf ihrer Migrationsroute aus dem Norden Asiens in das warme Rajasthan, im Westen Indiens, den widrigsten Bedingungen. Auf ihrem Weg überqueren die Tiere sogar den Himalaya. Schon Anfang Oktober kommen die ersten Familien aus ihren Brutgebieten im Norden Zentralasiens. Ende Dezember erreichen die Kraniche südlich von Jodhpur und in der Region um Kichan, weiter nordöstlich Zahlen von über 6.000 Individuen.
Die Kraniche sind an sich schon hübsche Vögel, aber die Beziehung zwischen Mensch und Tier macht ihn zu einem besonderen Lebewesen. Sie sind Teil der Religion einer Sekte. Diese füttert die Kraniche mit Getreide, und die Vögel sind dadurch weniger scheu gegenüber den Einheimischen, nicht aber unbedingt auch gegenüber fremden Fotografen, wie ich eines Tages feststellte. Ich beobachtete, wie eine Frau Wasser an der Wasserstelle des Dorfes holte. Die Kraniche hielten kaum beim Trinken inne und gingen allerhöchstens ein paar Schritte zurück. Obwohl sie nicht wegflogen oder in Panik gerieten, als ich mich ihnen ebenfalls zu Fuß näherte, liefen sie so weit weg, dass ich sie mit meiner langen Linse nicht mehr erreichen konnte. Mit dem Auto war ich am nächsten Tag erfolgreicher. Aber die Wüste Thar ist nicht nur für Kraniche ein Überwinterungsgebiet.
Weit verbreitet sind z.B. das Wachtelfrankolin (Francolinus pondicerianus). Die Schwarzen Milane (Milvus migrans), sind natürlich auch immer wieder in der Luft zu sehen. Eine kleine Taube ist immer wieder auffällig. Es sind eine Palmtaube (Streptopelia senegalensis). Häufig sind auch die hübschen Kotilangbülbüls (Pycnonotus leucotis) und die Königsdrongos (Dicrurus macrocercus). Am Himmel kommen immer mal ein paar Kuhreiher (Bubulcus ibis) angeflogen oder man scheucht einen Gelblappenkiebitz (Vanellus malabaricus) auf.
An den salzigen Seen um Didwana sind die Chancen gut, Wasservögel wie Flamingos und Pelikane und viele kleine Watvögel zu sehen. Auch hier erstaunt mich, wie dicht sich die Vögel, vor allem die Flamingos, an die Häuser heranwagten, um nach Nahrung zu suchen. Dies offenbart, dass die Suche nach Vögeln in der Wüste Thar mehr ist als die klassische Suche nach Wüstenbewohner wie Lerchen, Flughühnern und Greifvögeln.
Die Wüste Thar ist die am dichtesten besiedelte Wüste der Welt. 25 Einwohner/ km². Das unterscheidet sie von anderen Wüsten der Welt. Ein Ergebnis der relativ hohen Bevölkerung ist, dass man überall sofort von Dutzenden neugieriger Menschen umgeben ist. Für Fotografen, die an Kultur und Menschen interessiert sind, ist das natürlich von Vorteil, während es für Naturfotografen, die es gewohnt sind, in abgelegenen Gebieten weitab von menschlichen Siedlungen zu arbeiten, nicht so attraktiv ist. Andererseits muss man bedenken, dass in der Wüste Thar Mensch und Natur in einer besonders engen Beziehung zueinander leben.
Besonders wichtig ist, dass Besucher, vor allem wenn es sich um Naturfotografen handelt, ihre Erwartungen relativieren, denn die Wüste Thar passt nicht, wie vielleicht die Namib oder Teile der Sahara in die klassischen Wüstenklischees. Über 50 % der Fläche sieht eher wie eine Halbwüste aus. Im Grenzbereich kommen Steppe, Savanne und deren Übergangszonen vor. Die Wüste ist auch einem starken saisonalen Einfluß ausgesetzt. Ein Teil ist nach dem Monsunregen bewachsen, den Rest des Jahres sieht sie eher wüstenähnlich aus. Attraktive Sanddünen bedecken jedenfalls nur wenige Bereiche der Wüste Thar. Wie so häufig, sollte man versuchen, vor allem wenn das frühe Morgenlicht oder das späte Abendlicht auszunutzen, um Tiere zu fotografieren oder die grafischen Strukturen der vom Wind geformten Sandrippen abzulichten.
Naturfotografen beschränken sich bei ihren Besuchen in Rajasthan häufig auf die bekannten Nationalparks wie Keoladeo Ghana und Ranthambore. Von Ranthambore sind es dann noch gut 650 km weiter nach Westen bis zur indischen Grenze. Der größte Teil von West-Rajasthan wird von der faszinierenden Wüste Thar eingenommen. Auf indischem Territorium ist ein Teil davon als Nationalpark ausgewiesen. Dieses Kerngebiet, der Desert Nationalpark, ist besonders einen Besuch wert. Der Nationalpark liegt nahe an der Grenze zu Pakistan. Es kann sich als ein zeitraubendes Unterfangen herausstellen, eine Erlaubnis für den Zutritt zum Nationalpark auf eigene Faust zu erhalten.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen an entfernte Orte wie China, Indien oder auch mal im Winter zu einem abgelegenen Hafen in Dänemark unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie hinter dem Reiter “Picture Shop” finden können. Geben Sie bird-lens.com über das Kontaktformular einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.