Das Schicksal der Tafelente (Aythya ferina) wird intensiv in den einschlägigen Foren diskutiert. Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass sich das Geschlechterverhältnis der Tafelentenpopulationen in Europa und Nordafrika verändert hat. Dies könnte eine Rolle beim Rückgang der Art in der westlichen Paläarktis spielen.
Diese Ergebnisse, die gerade im Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) Journal Wildfowl veröffentlicht wurden, zeigen, dass Populationen zunehmend “männlicher ” werden. Unter Verwendung der im Januar 2016 gewonnenen Daten verglichen die Forscher Zählungen aus Erhebungen, die im Januar 1989 und im Januar 1990 in derselben Region durchgeführt wurden. Der Anteil der männlichen Vertreter an der Gesamtpopulation betrug in den Jahren 1989 bis 1990 schon 62 %. Und im Jahr 2016 stieg dieses Mißverhältnis sogar auf 71 %.
Angesichts der Tatsache, dass das Geschlechterverhältnis bei Ausschlüpfen ungefähr 1:1 beträgt, weist diese starke, zunehmende männliche Tendenz bei erwachsenen Vögeln auf eine niedrigere Überlebensrate bei Weibchen im Vergleich zu Männchen hin. Hinzu kommt die abnehmende Populationsgröße, und es scheint, dass die Überlebensrate der Weibchen stärker zurückgegangen ist als die der Männchen. Theoretisch könnte die männliche Überlebensrate stärker zugenommen haben als bei den Weibchen. Aber angesichts des allgemeinen Populationstrends ist dies wohl eher unwahrscheinlich.
Dagegen könnten Faktoren, die die Überlebensrate von Weibchen im Vergleich zu Männchen negativ beeinflussen, den Rückgang der allgemeinen Tafelentenzahlen erklären. Ein solcher möglicher Grund könnte eine gestiegene Sterblichkeit aufgrund von Prädation sein. Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung des Rückganges der Artenzahlen legt nahe, dass die Prädation durch eine Reihe von Arten, einschließlich eingeschleppter, nicht einheimischer Säugetiere, eine große Bedrohung für heimische Brutpopulation darstellen können. Die Weibchen verbringen mehr Zeit an den Brutplätzen, indem sie Eier ausbrüten und Entenküken aufziehen, was zu einer erhöhten Sterblichkeit führt, insbesondere während der Inkubationszeit.
Die Tafelente gilt in Brandenburg als „Vom Aussterben bedroht“. Als Ursache für Bestandsveränderungen u.a. bei der Tafelente wird in Brandenburg aber auf die bessere Wasserqualität hingewiesen. Die zurückgehenden Nährstoffgehalte von Gewässern führen bei der Tafelente zu Bestandsrückgängen. Aber das wirkt in beiden Richtungen: Denn ein Wasservogel wie der Gänsesäger (Mergus merganser) profitiert davon.
Die männliche Tafelente im vollen Prachtkleid ist ein wunderschöner Vogel . Sein Partner ist allerdings wesentlich weniger auffällig. Es ist nicht verwunderlich, dass die verwaschen braunen Gefieder von weiblichen und jugendlichen Tafelenten im Allgemeinen von Birdwatchern nicht so intensiv erforscht werden und dieses Kleid auch nicht so häufig fotografiert wird.
Davon abgesehen, daß ein solches Desinteresse an weiblichen und jugendlichen Tafelenten dazu führen kann, dass die beiden seltenen, nordamerikanischen Geschwisterarten Riesentafelente (Aythya valisineria) und Rotkopfente (Aythya americana) übersehen werden. Die „braunen“ Tafelenten legen eine besondere Ähnlichkeit mit dem Canvasback genannten Riesentafelente in einigen Gefiedern an den Tag.
Der Niedergang dieser Tauchente könnte für viele europäische Vogelbeobachter ein Anreiz sein, braune Exemplare der Tafelente näher zu betrachten.
Dazu seien einige Art-Kennzeichen kurz aufgerufen. Es ist üblich, dass junge Tafelenten und Weibchen im sommerlichen Schlichtkleid schwarze Schnäbel aufweisen. Ein wichtiges Merkmal ist das Schnabelprofil, das mit der Stirn eine saubere und kontinuierliche konkave Kurve bildet. Zumindest dann, wenn sich der Vogel entspannt hat. Der Bereich der Brauen ist gewöhnlich dunkel gestreift. Dabei gibt es einen helleren Bereich in der Mitte der Brauen. Der Schnabel wird tendenziell horizontal gehalten.
Angesichts des weit verbreiteten und anhaltenden Niedergangs der Tafelente in weiten Teilen Europas und Nordafrikas sind dringend weitere Informationen über mögliche Ursachen für Veränderungen erforderlich.
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