Es war noch dämmrig, als ich in dem auf ca. 246m NN gelegene Bergkuppe Bürvenicher Berg direkt gegenüber vom Tötschberg ankam. Vor mir die Weite der Zülpicher Börde, die hier zu den Eifelbergen beginnt zu steigen.
Eingeleitet wurde der Vormittag mit einem Trupp von 3 Roter Milanen (Milvus milvus), die im aktiven Flug tief über den ansteigenden Äckern „Strecke“ machen wollten.
Der Vormittag zog sich mit vielen Zugbeobachtungen u.a. von Singdrosseln (Turdus philomelos) und Misteldrosseln (Turdus viscivorus) hin. Besonders war aber der Einflug eines jungen Habichtweibchens (Accipiter gentilis), das elegant über den Acker kreiste und sich dann in einer trockenen Holunderspitze niederließ. Das fand überhaupt nicht die Zustimmung eines Turmfalkenpaars (Falco tinnunculus), das daraufhin den Junghabicht vehement attackierte.
Auffallend waren die vielen Feldlerchen (Alauda arvensis), die ihre typischen Kontaktlaute im Flug riefen, schon von weitem im Osten zu beobachten waren und sich dann an dem Berg eine Ehrenrunde leisteten. Diese wurde gerne zum hin -und herfliegen genutzt. Dabei kam es dann auch immer wieder zu Flugmanöver und Interaktion en einzelner Exemplare, die einen gewissen Spaßfaktor zu zeigen schienen.
Der Buchfink (Fringilla coelebs) war im Untersuchungszeitraum die mit Abstand häufigste durchziehende Vogelart, gefolgt von weiteren Arten wie Ringeltaube (Columba palumbus), Feldlerche, Star (Sturnus vulgaris), Bachstelze (Motacilla alba), Wiesenpieper (Anthus pratensis), Singdrossel und Bergfink (Fringilla montifringilla). Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) war ebenfalls sehr häufig, hielt sich jedoch viel in den Schlehendickichten auf und konnte dem Zuggeschehen nicht so ohne weiteres zugeordnet werden.
Der Tötschberg am süd-östlichen Ende der Zülpicher Börde, ist eine sowohl geologisch als auch biologisch sehr wertvolle Stelle. Hecken, Felder und Wiesen wechseln sich hier noch schön ab. Die industrielle Landwirtschaft hat noch nicht vollständig das Zepter übernommen. Ein schönes Naturschutzgebiet, an dessen Rand man frei auf einer Wiese steht. Auf der einen Seite eine Schlehen- und Weißdornhecke, auf der anderen Seite die Weite der Landschaft. Markant sind die Kühltürme der Braunkohlekraftwerke in der Ferne, die hin und wieder von einer Häufung an Windrädern abgelöst werden.
Sowohl der Tötschberg als auch der Bürvenicher Berg liegen zwischen Bürvenich (Stadt Zülpich) und Floisdorf (Stadt Mechernich). Der Tötschberg gibt dem Naturschutzgebiet seinen Namen. Er ist aber bewaldet und daher weniger für die Beobachtung des Vogelzugs geeignet. Der Bürvenicher Berg ist dafür perfekt.
Sowohl der Tötschberg als auch der Bürvenicher Berg können es sicher mit dem wenig weiter südlich gelegenen Stockert und seine Umgebung aufnehmen. Der Berg Stockert liegt in der Nähe der Ortschaft Eschweiler bzw. Bad Münstereifel. Die geografische Lage am Stockert führt dazu, daß der am Tage auf breiter Front stattfindende Vogelzug im Oktober in einen Geländetrichter mündet und sich die Vögel daher auf relativ geringem Raum konzentrieren. Dafür ist die Situation am Tötschberg davon geprägt, daß man weit über das Land schauen kann und der Höhenanstieg der Eifelberge kontinuierlich aber spürbar ist, was auf die Flughöhe der ziehenden Vögel einen Einfluß hat.
Man kann von verschiedenen Punkten aus beobachten und den Zug mitverfolgen. Den Wagen stellt man am besten von Zülpich-Bürvenich oder Mechernich-Floisdorf kommend, oberhalb der Achemer Mühle in Richtung des Ortes Berg ab. Etwa 100 Meter hinter der Infotafel am Tötschberg geht ein Feldweg rechts hoch zum Aussichtspunkt.
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