Manchmal wird man auf den Raubwürger (Lanius excubitor) in bzw. vor allem vor der Brutzeit durch sein musikalisches Talent aufmerksam. Das ist aber selten. Denn sein Lied besteht aus kurzen, wiederholten Versen, die durch längere stille Intervalle unterbrochen werden. Normalerweise wird eingeführt mit “trrr” – oder “prrr” –Notizen, was dann zu einer recht rauen, scheppernden „Gesang“ wie „tülick, tlüch, chlü, chluip, trü” übergeht. Anschließend folgt auch noch ein nasal-bettelndes “kwää”. In dem Fall war das aber nicht notwendig, da in einem bekannten Lanius excubitor-Revier ein Raubwürger mit einer veritablen Maus im Schnabel eine noch schütter belaubte Erle anflog und dann plötzlich in einem Nebenbaum verschwand. Wenig später konnten wir einen abfliegenden Raubwürger sehen in einem Baumwipfel sehen.
Diesen Vogel hatten wir also offensichtlich in der Nähe seines Nests angetroffen. Jetzt wollte ich es genauer wissen. Also positionierte ich mich am Folgetag auf einem Hochstand und konnte damit mit Hilfe des Spektivs die gegenüber liegende Baumreihe genauer in den Blick nehmen. Nach kurzer Zeit kam auch tatsächlich ein Raubwürger angeflogen und steuerte zielsicher eine große Echte Mispel (Mespilus germanica) auf ca. ¾-Höhe einer hochgewachsenen und schon belaubten Pappel (Populus sp.) an. In der Mispel selber war das Nest nicht zu erkennen. Aber offensichtlich befand sich das Nest mittendrin. Immer steuerte zwei Altvögel das Nest an, verharrten manchmal unterhalb des Nest oder waren nur durch die schwarz-weiß-grauen Schwanzfedern, die zwischen den Mispeln herausschauten, zu erahnen.
Es ist schon fast eine Kunst, ein Raubwürger-Nest zu finden. Der Vogel legt von Ende März bis Ende Mai seine Eier. Es gibt meistens nur eine Brut, sehr selten zwei. Der Raubwürger ist streng territorial und duldet keine Artgenossen im Revier. Das Nest wird von beiden Geschlechtern gebaut und wird als strukturiert beschrieben. Es besteht aus einem lockeren Fundament aus Zweigen, Gras, Wurzeln – oft mit einem hohen Anteil an grünen Pflanzen – und wird dann ausgekleidet mit Wurzeln, Federn und Haaren. Der Neststandort ist, wie im oben beschriebenen Fall, im Allgemeinen hoch über dem Boden in einer Astgabel oder am seitlichen Ast eines Baumes. Als präferierte Baumarten werden hauptsächlich Kiefer (Pinus sp.) oder Pappel angegeben. Das Nest kann aber auch manchmal in einem dichten Strauch liegen und weist dann eine viel niedrigere Höhe auf. Das habe ich bisher aber noch nicht gesehen. Der Zeitraum der Bebrütung weist 14–19 Tage, meist 15–17 Tage auf. Die anschließende Nestlingszeit beträgt dann noch einmal 14–21 Tage, meistens 15–19 Tage. Trotz seiner rabiaten Wehrhaftigkeit ist der Raubwürger nicht per se geschützt. Ein gut verstecktes Nest ist bei der erfolgreichen Aufzucht der Jungen daher hilfreich. Nester werden nämlich immer mal wieder vom Kuckuck (Cuculus canorus) parasitiert, der auch bei der oben beschriebenen Gelegenheit mehrmals fliegend beobachtet wurde.
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