Eine Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), ein Weibchen erkennbar an der rostbraunen Haube, sitzt plötzlich auf einem tiefen Ast. Sie hat feines, aber langes, Nistmaterial im Schnabel. Trotz der kurzen Entfernung zu uns, sitzt sie eine Weile unschlüssig mit den schwärzlichen Wurzelstückchen auf dem Ast. Eigentlich baut das Männchen innerhalb von etwa zwei Tagen mehrere Nestanfänge, ähnlich den Spielnestern des Zaunkönigs (Troglodytes troglodytes). Man kann beobachten, dass es dafür das Nistmaterial vom Boden, z.B. von einem Rasen aufnimmt. Aus diesen lockeren Balznestern wählt das Weibchen ein Brutnest aus und baut es mit nur noch geringer Hilfe des Partners innerhalb von etwa fünf Tagen zu Ende. In der Phase ist das Weibchen nun wohl. Die Mönchsgrasmücke ist ja in Mitteleuropa die verbreiteste Grasmücke, deren Bestand entgegen der allgemeinen Entwicklung der Abnahme an Vogelarten und Individuenzahlen stabil ist und sogar einen leicht positiven Trend aufweist. In Montenegro hatten wir die Mönchsgrasmücke ansonsten nur mal kurz am Mount Rumija im Dinarischen Gebirge gesehen. Hier im Nationalpark Biogradska Gora erscheint diese Grasmücke aber recht häufig zu sein. Ihr Gesang ist jedenfalls in unregelmäßigen Abständen praktisch überall zu hören.
Neben ihrem bei uns nicht seltenen Lebensraum und ihrer nur relativ kurzen zu bewältigenden Zugstrecke ist sie in mehrerer Hinsicht sehr vielseitig, so auch in ihrem Neststandort. Bei der Suche nach einer geeigneten Niststelle ist sie nicht sehr wählerisch und festgelegt. Meist liegt das Nest nicht weit über dem Boden in dichter Vegetation. Dies kann in Brennnesseln, Brombeeren, Traubenkirschen oder auch dichten Fichten sein. Das Nest ist ein locker gebauter runder Napf aus kleinen Stängeln, Gras und Wurzeln. Der Legebeginn ist in Deutschland etwa Ende April, Anfang Mai, kann aber witterungsbedingt stark streuen. Dass sich die Mönchsgrasmücken offensichtlich im Biogradska Gora NP nun im gleichen Stadium befinden erklärt sich trotz der deutlich südlicheren Lage gegenüber Mitteleuropa aus der Höhe, die hier ja bei ca. 1.150m NN liegt.
Wenig später kommt auch das Männchen der Mönchsgrasmücke, das sich auch mit dem Abspielen seines Gesangs locken läßt.
Nicht sehr spektakulär plätschert das Wasser aus dem Gebirge hinab in den Biogradsko Jezero. Aber immerhin. Mich erinnert der Fluß hier fast schon an die Wupper im Bergischen Land, die in Teilen ja auch sehr naturnah ist. Endlich auch mal ein Fluß in Montenegro, der nicht mit Plastikfetzen vermüllt ist. Ein Frühstückspäuschen mit den gestern beim Abendessend noch erstandenen Pfannkuchen rundet die Stimmung weiter ab. Wir setzen uns neben die Brücke, die über den Zufluß zum See führt. Ab hier ist die Hälfte des Weges um den weit bekannten See im Biogradska Gora erreicht; von hier sind es wieder 1,7 km bis zur NP-Info.
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