Immature Steppenweihe im Niederen Fläming

Mitte April war ich im Fläming, einer flach-gewellten Landschaft im südlichen Brandenburg. Ich hatte ein unglaubliches Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Ich hatte die Gelegenheit, eine junge Steppenweihe (Circus macrourus) zu beobachten. Ein schöner klarer Morgen ließ die Feldlerchen (Alauda arvensis) immer wieder über den weiten Feldern mit dem frischen Grün in die Luft steigen und jubilieren. In einer weiten Niederung, die den Oberlauf der Nuthe eingrenzt, konnte ich in weiter Ferne eine Weihe beobachten. Offensichtlich ein Weibchen oder ein noch junges Exemplar, denn das Braun des Gefieders war von weitem zu erkennen. Während sie in der Ferne mit gesenkten Kopf im Nahrungsflug über das satte Grün der Viehweide schwebte, kam sie näher. Sie flog so elegant, als würde sie schweben. Das war ein sehr eindrucksvolles Schauspiel.

Schließlich kam sie direkt an meinem Wagen vorbeigeflogen und schaute sogar zu mir herüber. Dann aber wieder widmete sie sich der Beutesuche auf dem Boden. Es machte mich glücklich, den Vogel bei seinem Flug zu beobachten und zu sehen, wie er seine Umgebung auf Nahrungssuche erkundete.

Ausgiebig konnte ich Fotos der noch recht jugendlichen Weihe machen. Zuerst identifizierte ich sie als weibliche Kornweihe (Circus cyaneus) im zweiten Kalenderjahr. Die Flügel sahen für mich ziemlich breit aus. Aber der breite Kragen und der dunkle Armbereich des Unterflügels irritierten mich. Die Rückfrage bei Greifvogel-Experten ergab dann, daß es sich um eine immature Steppenweihe gehandelt hatte. Die 4 Finger der Handfläche waren gut zu erkennen, der bereits erwähnte, gut definierte kontrastierende Kragen und die scharf kontrastierenden dunklen Armschwingen auf dem Unterflügel gaben Hinweise auf diese Art. Die nicht gestreiften immaturen Rumpfbefiederung und die Einfärbung der Unterflügeldecken schlossen dann eine junge Kornweihe aus.

Normalerweise sind in dieser Jahreszeit frühe Wiesenweihe (Circus pygargus) oder späte Kornweihe im Revier.  Es lohnt sich also, auch bei alltäglich wirkenden Situationen genauer hinzugucken. Bei nah miteinander verwandten Arten, hat man sonst schnell mal eine Seltenheit übersehen.

Wobei man sagen muß, daß ich im Jahr zuvor bereits ein adultes Männchen der Steppenweihe im Niederen Fläming sehen und fotografieren konnte. Bei gemessenen 4° C, Schneeschauern und einem strammen Ostwind wurde ein im Wintergetreide sitzender Vogel anhand seines auffallend weißen Kopfes zwischen den grünen Getreidehalmen gesichtet.

Nachdem ich die Steppenweihe schon bei Reisen im Monat September auf ihrer Zugroute entlang der Schwarzmeerküste in der Nähe südlich des Donau-Delta und an der Schwarzmeerküste in Rumänien sowie an der Wolga in Russland gesehen hatte, war ich doch überrascht diesen Vogel östlicher Steppen so früh im Jahr in Deutschland zu sehen.

Steppenweihen sind in Afrika gar nicht so selten in ihren Winterquartieren in Südafrika (Krügerpark), Kenia (Tsavo) und Tansania (Serengeti) zu sehen. Nach Angaben von AviDatabase, brütet die Steppenweihen vor allem in den Steppen des asiatischen Russlands, Kasachstans und im Nordwesten Chinas. Einige Brutpaare überwintern in Süd-Osteuropa, in Nordafrika und dem Nahen Osten. Sie tauchen sowohl auf dem Heim- als auch auf dem Wegzug in Mitteleuropa auf.

Die Steppenweihe ist ein in Deutschland seltenes und ungemein schönes Vogelgeschöpf, das in den weiten Steppen Europas zuhause ist. Es ist ein großer, schlanker Vogel mit einem langen, schlanken Körper. Weihen sind für ihre atemberaubenden Flugmanöver bekannt, die sie tief über dem Grund vollführen, während sie auf Beutetiere jagen.

Es war ein unglaublicher Tag, an dem ich eine Steppenweihe im Fläming bei Jüterbog in Südbrandenburg/ Deutschland beobachten durfte. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, eine Seltenheit in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Es ist ein Tag, den man so schnell nicht vergessen wird.

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