Eine invasive Art in Deutschland: die Nilgans

NilgansDie Nilgans (Alopochen aegyptiacus) schlurft gemächlich ins Wasser. Dann beginnt sie ausgiebig zu baden. Als sie sich zurücklehnt und ins Wasser spritzt, erhellen die tiefstehenden Sonnenstrahlen das Wasser und lassen es wie ein Meer aus glitzernden Diamanten aussehen. Scheinbar in einen magischen Moment versunken, entspannt sich die Gans, während sie sich zum Vergnügen des Naturfotografen vom Gegenlicht einhüllen lässt. Plötzlich kommt der Revierinhaber angeschossen. Die Gans befindet sich in verbotenem Gebiet. Im Gegenlicht kommt das plätschernde Wasser der Verfolgungsjagd besonders gut zur Geltung.

Ursprünglich in Afrika beheimatet, ist die Nilgans seit mehr als 40 Jahren in Europa auf dem Vormarsch. Damals war ihr sporadisches Auftreten eine Sensation, heute ist diese sogenannte Halbgans vielerorts oft anzutreffen. Ihre Verbreitung in Europa begann in Großbritannien, wo sie zusammen mit anderen Entenarten in die Wildnis entlassen wurde und schnell die Kontrolle über ihre neue Heimat übernahm. Da der Ärmelkanal keine ernsthafte geografische Barriere für Nilgänse darstellt, war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Vögel auf dem europäischen Festland auftauchten. Später schlossen sich ihnen gefangene Flüchtlinge und wilde Parkvögel an. Die Nilgans ist seit 1980 in Deutschland heimisch und ihre Population hat bereits eine beeindruckende Größe erreicht. Nilgänse gehören heute zum gewohnten Bild vieler vorstädtischer Seen und Teiche. Sie sind überwiegend sesshaft. Auch im Winter haben sie nur einen Aktionskreis von wenigen Kilometern. Die Nilgänse werden etwa 70 Zentimeter groß und wiegen bis zu zweieinhalb Kilo. Im Gefieder gleichen sich die Geschlechter; dabei zeigen sie aber ein ausgeprägtes Paarverhalten mit deutlich verteilten Rollen. Nilgänse sind ziemlich aggressiv gegenüber Eindringlingen, wenn sie Junge führen. Meistens befindet sich aber ein Paar an einem Teich, das schon lange an den Menschen gewöhnt und besonders zutraulich ist. Dann können selbst extreme Weitwinkel die längeren Brennweiten von 600- oder gar 800-mm-Objektiven ersetzen.

Obwohl die Nilgans in ihrer afrikanischen Heimat neben Baumhöhlen verschiedenste Nistplätze belegt, brütet sie hier hauptsächlich am Boden. Die Vögel bauen ihre kargen Nester gerne auf Inseln oder nicht weit vom Ufer entfernt. Während der etwa einmonatigen Brutzeit sind die Vögel mit ihrem gefleckten braunen Gefieder perfekt getarnt. Bis zu zehn Eier werden ausschließlich vom Weibchen bebrütet. Einige Paare brüten bis zu dreimal im Jahr. Das etwas größere Männchen, der Ganter, hält in der Nähe des Nestes Wache. Er begleitet die (weibliche) Gans nur in den Brutpausen und nimmt erst wieder am Familiengeschehen teil, wenn die jungen Gänse, die Gänschen, geführt werden. Manchmal macht das Männchen durch ständiges lautstarkes Rufen auf sich aufmerksam. Dadurch verrät er dem Fotografen während der Brutzeit schnell seinen Aufenthaltsort. Die ersten Jungen sind manchmal schon im April zu sehen.

Die Nilgans ist bereits aus dem alten Ägypten bekannt. Dort galt es als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben. Der Nil war die Lebensader des ägyptischen Lebens und die Nilgans war ein wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur. In der Antike galten ägyptische Gänse als heilige Tiere, die zu Ehren des Gottes Sobek verehrt wurden. Ihr Fleisch und ihre Eier waren in Ägypten sehr beliebt und wurden als köstliche Delikatesse verzehrt. Sie wurden auch den Göttern geopfert.

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