Eine weibliche Wiesenweihe (Circus pygargus) aus dem südlichen Brandenburg ist vor einigen Tagen als Brutvogel auf dem Nest in Prehysov ca. 10 km westlich von Pilsen aufgefunden worden. Die Wiesenweihe war nestjung zusammen mit ihren 3 Nestgeschwistern beringt worden. Der Vogel hat damit eine Distanz vom Nest bei Zeuden, in der Nähe von Treuenbrietzen in Brandenburg von ca. 260 km zu seinem Brutplatz in Tschechien.
Die Dispersion, die Verteilung von Individuen einer Art im Raum spielt vor allem nach dem Ausfliegen eine große Rolle. Die Dispersion ist ein wichtiger Bestandteil der Vogelökologie, spielt eine Schlüsselrolle in vielen ökologischen und evolutionären Prozessen und hat wichtige Auswirkungen auf den Naturschutz. Dennoch mangelt es bei vielen Vogelarten, insbesondere Greifvögeln, immer noch an detaillierten Kenntnissen über die Dispersion. Ein spanisches Projekt überprüfte und sammelte Informationen aus fünf Markierungsprogrammen für junge Wiesenweihen in verschiedenen spanischen Regionen, um eine Bewertung der Philopatrie, der Brutortstreue, und kontrastierend dazu der Dispersion der Wiesenweihe in Spanien zu ermöglichen. Dabei wurde festgestellt, daß nur 7 % aller markierten Wiesenweihen in den Folgejahren überhaupt als Brüter beobachtet werden konnten. Der Prozentsatz der philopatrischen (d. h. innerhalb von 10 km Entfernung vom Geburtsort brütenden) Männchen und Weibchen lag unter 5 %. Es gab keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich des Prozentsatzes der philopatrischen Vögel oder der Ausbreitungsentfernungen.
Die beobachtete geringe Brutortstreue deutet auf eine hohe Fähigkeit zur Dispersion dieser Art bei beiden Geschlechtern und daher auf eine hohe genetische Durchmischung zwischen den Populationen hin.
Das Weibchen, das nun in Tschechien, gefangen wurde, ist daher ein gutes Beispiel für eine Standard-Verbreitungsstrategie, die eben nicht in Brutortstreue besteht. Das ermöglicht Vögeln, die diese Strategie verfolgen, sich auf geänderte Lebensbedingungen anzupassen und Gebiete (wieder) zu besiedeln, die zu früheren Zeiten ungeeignet waren.
Allgemein ist bei Vögeln das dispergierende Geschlecht in der Regel weiblich, während Männchen eher philopatrisch orientiert sind. Dies ist auch bei anderen Greifvogelarten üblich. Es ist bekannt, daß Männchen das Brutgebiet bei vielen Greifvogelarten auswählen. In diesem Sinne kann die Rückkehr zu einem vertrauten Ort für Männchen von Vorteil sein, da sie einen guten, zumindest gut bekannten Brutplatz sichern können. Die Wiesenweihe ist ein Greifvogel mit Brutgebieten in Europa und Asien und Überwinterungsgebieten vor allem in Afrika.
Die Männchen der Wiesenweihe kommen normalerweise zuerst in den Brutgebiete an und wählen den Nistplatz aus. Sie sind es auch, die das Weibchen während des größten Teils der Brutzeit mit Nahrung versorgen. Das Weibchen, das nun in Tschechien, gefangen wurde, ist vielleicht auf dem Rückzug in die Brutgebiete einfach in Tschechien „hängen“ geblieben, da ihr sowohl der Brutplatz als auch das Männchen gut gefallen hat.
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