Der Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) im Riesengebirge

MornellregenpfeiferScheu läuft ein kleiner grauer Vogel in der Heidevegetation am Rand der Schuttkegel. Es ist ein Vogel des Riesengebirges, der sonst sein Hauptverbreitungsgebiet in Nordeuropa, Nordasien und Zentralasien hat. In Polen nistet der Mornellregenpfeifer oder Mornel (Charadrius morinellus) sporadisch in Hochgebirgsgrasland und Hochmooren in den Karpaten und im Riesengebirge, in Lebensräumen ähnlich der nördlichen Tundra.

Er teilt sich damit den Lebensraum mit der Alpenbraunelle (Prunella collaris). Sie ist die am meisten im Hochgebirge beheimatete Vogelart unter den Vögeln des Riesengebirges. In Polen ist sie sehr selten – sie kommt nur in den höchsten Gebirgszügen von der Tatra bis zum Riesengebirge vor. Die Alpenbraunelle läßt sich am einfachsten in der Nähe der Schneekoppe, polnisch: Śnieżka, und der angrenzenden Schneegruben, polnisch: Śnieżne Kotły, tschech.: Sněžné jámy) beobachten.

Ein weiterer – noch seltenerer – Vogel des Riesengebirges ist der Mornellregenpfeifer. Der Mornel, ein Vogel aus der Familie der Charadriiforme, ist in Polen und in Tschechien eine äußerst seltene Art, die sporadisch durchzieht und nur in Ausnahmefällen brütet. Im 19. Jahrhundert nistete der Vogel noch in großer Zahl im Riesengebirge. Nester wurden in den Lebensräumen der Riesengebirge-Tundra in einer Höhe von bis zu 1.300 m über dem Meeresspiegel gefunden. Die recht zahlreiche und stabile Population der Mornellregenpfeifer im Riesengebirge starb Mitte des 20. Jahrhunderts, vielleicht schon Ende des 19. Jahrhunderts, aus. Der Grund wird hauptsächlich in menschlichen Aktivitäten, insbesondere der Jagd und der Entnahme von Eiern aus Nestern vermutet.

Der Mornell war eine der Hauptursachen, weshalb auch ein V. Capek sich seinem (Nicht-)Auffinden widmet. Er weilte vom 15.—17. Juli 1886 im Riesengebirge.

Ein Artikel vom 18. September 1886 unter dem Titel „Aus dem Riesengebirge“ beschreibt, wie er aufmerksam die Weißen Wiese (tschech. Bílá louka, poln. Biała Łąka) und den Brunnenberg durchstreifte; beides Orte, wo der Vogel früher gebrütet hatte. Außerdem besuchte er auch die Teufels- und die Elbewiese, die in jeder Hinsicht der Weißen Wiese ähnlich seien. Außer einer sehr unbestimmten Angabe eines Hirten gab es keinerlei Hinweise. Alles war vergebens! Selbst der Name „Bierschnepfe” klang den auf der Weißen Wiese Beschäftigten fremd. V. Capek vermutet – im Nachhinein wohl zu Recht – daß der Mornellregenpfeifer die Brutplätze bereits total verlassen hatte. Er war aber schon lange Jahre eine spärlich vorkommende Art in diesem Gebiet gewesen. Er trauert den alten Zeit nach und beschwört die alte Zeit als im Jahr 1882 ein Herr J. Talsky, den (sogenannten) „letzten Mohikaner“ aus dem schönen Riesengebirge geschossen hatte.

Die letzten Bruten wurden 1948 auf dem Hochwiesenberg (tschech.: Lučnia hoře) registriert, als angeblich 2-3 Paare nisteten. In den 1990er Jahren wurden auf tschechischer Seite im Gebiet der Weißen Wiese (tschech. Bílá louka, poln. Biała Łąka), dem Torfmoor (Úpské rašeliniště) und der Pantschewiese (tschech.: Pančavská louka) häufig einzelne Vögel und alarmierte Paare des Mornellregenpfeifers beobachtet. Eine Brut der Mornellregenpfeifer wurde jedoch erst nach mehr als einem halben Jahrhundert, im Jahr 1999, wieder beobachtet am Hochwiesenberg (Luční hořa), auf einer Höhe von 1.550 m über dem Meeresspiegel. Im Mai 2009 wurde auf der polnischen Seite des Riesengebirges, im Gebiet des Hohen Rads (polnisch Wielki Szyszak, tschechisch Vysoké Kolo), ein Mornellregenpfeiferpaar beobachtet. Eine Brut dieser Art konnte jedoch nicht bestätigt werden. Mornellregenpfeifer kehren im Mai aus ihren Überwinterungsgebieten zurück und beginnen Ende Mai oder im Juni mit der Brut.

Mal sehen. Vielleicht gibt es für den Mornellregenpfeifer ja doch eines Tages wieder ein Wiedersehen auf der Weißen Wiese. Inzwischen wurden jedenfalls strikte Maßnahmen zur Besucherlenkung ergriffen. Man kann nur hoffen, daß sie insgesamt nützen.

Es gibt aber noch weitere „Exoten“ im Riesengebirge, die von strikten Maßnahmen zur Besucherlenkung profitieren. So nistet die nördliche Unterart des Blaukehlchens (Luscinia svecica svecica) in den subalpinen Torfmooren des Riesengebirges, so u.a. im Torfmoor Úpské rašeliniště.

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