Junge Steppenweihe im Niederen Fläming

An einem Sonntag Mitte Oktober hatte ich die einmalige Gelegenheit, eine junge – also diesjährige – Steppenweihe (Circus macrourus) im Niederen Fläming in Brandenburg zu beobachten. Eine Steppenweihe ist immer eine aufregende Sache für jeden Vogelbeobachter. Mit seinen markanten Merkmalen und seinem Verhalten sollte dieser Greifvogel bei guten Beobachtungsbedingungen unverkennbar sein. Aber die Unterscheidung junger und weiblicher Individuen kann schwierig sein. In diesem Beitrag werde ich meine Beobachtungen teilen und einige Tipps zur Identifizierung junger Steppenweihen geben.

Als ich in der Nähe eines Brachlandes arbeitete, bemerkte ich – sogar ohne Fernglas – einen Greifvogel mit weißem Schwanzansatz, offensichtlich eine Weihe über dem ehemaligen Feld. Nach der Arbeit beschloss ich, das oben genannte Gebiet genauer zu betrachten. 3 Weihen, die im starken Westwind tief über dem Brachland gleiten, sah ich auf Anhieb. Andere gesichtete Raubvögel waren mindestens 2 Mäusebussarde (Buteo buteo), 1 männlicher Raufußbussard (Buteo lagopus) und 2 Turmfalken (Falco tinnunculus). Zwei der Weihen wurden schnell als weiblich aussehende Kornweihen (Circus cyaneus) identifiziert. Aber die dritte Weihe war anders. Schlanker und auf den ersten Blick rostrot. Sofort dachte ich an eine junge Steppenweihe. Junge Steppenweihen, insbesondere Vögel im ersten Jahr, weisen eine Kombination von Merkmalen auf, die sie von Erwachsenen und anderen Weihenarten eigentlich ganz gut unterscheiden. Im Feld achtete ich genau auf die folgenden Merkmale:

Gefiederfärbung

Junge Steppenweihen haben typischerweise ein warmes rostrotes Gefieder, oft mit einem Hauch von Gelbbraun auf der Unterseite. Dies steht im Kontrast zu den eher gräulichen oder silbernen Tönen, die z.B. bei erwachsenen Männchen zu sehen sind. Der Vogel, den ich beobachtete, hatte einen satten, rötlichen Farbton auf Brust und Bauch, was typisch für Jungvögel ist. Der Kopf zeigte eine auffällige cremefarbene, fast rotbraune Krone, die ja oft als „Boa“ bezeichnet wird, ein wichtiges Merkmal, auf das man bei Steppenweihen achten sollte, insbesondere bei jungen Exemplaren.

Gesichtsmuster

Ein auffälliges Merkmal bei jungen Steppenweihen ist das ausgeprägte Gesichtsmuster. Der betreffende Vogel hatte ein blasses, eulenähnliches Gesicht mit dunklen Augenflecken, was seine allgemeine Ähnlichkeit mit anderen Weihen verstärkte, aber dennoch deutlich blasser erschien.

Flügelfarbe und -form und Flugmuster

Im Flug war die Steppenweihe anmutig und flog oft tief über das Grasland mit einem schwungvollen, mühelosen Stil. Das nahebei liegende neu eingesäte Feld wurde gemieden. Junge Exemplare wie das, das ich sah, haben lange, schmale Flügel mit vier „gefingerten“ Schwungfedern, die die Flügel spitz erscheinen lassen. Die Flügelspitzen waren dunkel und bildeten einen leichten Kontrast zum Rest der Unterseite der Flügel. Die Armschwingen waren auf der Unterseite dunkel.

Die Steppenweihe, den ich beobachtete, glitt häufiger über die offenen Felder als die beiden anderen Kornweihen, die viel Zeit im niedrigen Gras sitzend verbrachten. Die junge Steppenweihe jagte sogar bei starkem Regen nach kleinen Säugetieren und (vielleicht) auch nach Vögeln. Steppenweihen bewohnen normalerweise offene Gebiete wie Steppen, Grasland und in diesem Fall die Acker- und Brachflächen des Niederen Flämings. Diese Region mit ihrer Mischung aus Agrarlandschaften bietet der Art einen geeigneten Lebensraum, wenn auch nur vorübergehend, während sie auf dem Zug sind.

Der Steppenweihe ist ein seltener und ausgedehnt wandernder Greifvogel, der während seiner saisonalen Wanderungen von seinen Brutgebieten in Osteuropa und Asien zu seinen Überwinterungsgebieten in Afrika oft durch Europa zieht. Eine Sichtung in Brandenburg ist aber durchaus bemerkenswert, da es in Deutschland nicht so viele Sichtungen gibt. Ist man mit der Art etwas vertraut, fällt die Identifizierung nicht so schwer. Eine junge Steppenweihe von anderen ähnlichen Arten wie den – zu früheren Zeiten ziehenden – Wiesenweihen (Circus pygargus) und den Kornweihen zu unterscheiden, ist jedoch eine Herausforderung.

Eine junge Steppenweihe im Niederen Fläming zu entdecken ist ein aufregendes Erlebnis, insbesondere angesichts des sporadischen Auftretens im westlichen Teil des Kontinents. Mit etwas Übung wird es einfacher, junge Steppenweihen von ähnlichen Arten zu unterscheiden, indem man sich auf wichtige Erkennungsmerkmale wie Gefieder, Gesichtsmuster, Flügelform und Schwanzzeichnung konzentriert. Es lohnt sich also immer Ausschau nach Weihen im Winter zu halten. Der Anblick des charakteristischen Tiefflugs ist immer wieder schön und vielleicht erhascht man einen Blick auf diesen bemerkenswerten Vogel auf seinem Ausflug nach Deutschland.

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