Für die Rohrdommel (Botaurus stellaris) wird die Nahrung mit Fischen (hauptsächlich) angegeben. Daneben werden Frösche, Molche, Wasserinsekten, Würmer, Krebstiere, mitunter auch Kleinsäuger und Kleinvögel oder Reptilien genannt. Zum Nahrungserwerb heißt es nur lakonisch, dass dieser meist watend oder von einem Anstand aus im seichten Wasser, manchmal auch langsam pirschend zu Land stattfindet. Weiterhin seien zur Nahrungssuche flach durchflutete Röhrichte mit lückigen, lichten Beständen und offenen Wasserstellen erforderlich.
Auch das einschlägige Standardwerk von Urs N. Glutz von Blotzheim führt hier ausnahmsweise nicht viel weiter. In seinem „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 1 „Gaviiformes – Phoenicopteriformes“ bleibt Urs N. Glutz von Blotzheim bzgl. des Nahrungserwerbs nämlich eher im vagen. Danach fängt die Rohrdommel ihre Nahrung – insbesondere große Beute – bedächtig schleichend, watend oder im Ansitz. Immerhin heißt es, dass sie Gegensatz zu den anderen Reihern (ausgenommen Ixobrychus) mit mehr oder weniger waagrecht gehaltenen Schnabel nach der sich im Wasser bewegenden Beute späht und dieser den Kopf ganz behutsam nähert, bevor sie plötzlich blitzschnell zustößt.
Das nun bei den Rohrdommeln (Botaurus stellaris), an den Wasserwerken im Schiersteiner Teichgebiet bei Wiesbaden beobachtete Verhalten habe ich so noch nicht beschrieben gesehen. Daher will ich es kurz versuchen hier zu skizzieren.
Tatsächlich startet die Rohrdommel ihren Beutefang bedächtig schleichend und im kniehohen Wasser watend. Langestreckt scheint sie den Schnabel fast auf das Wasser zu legen. Die erste Assoziation ist: sie trinkt! Was durchaus dabei auch passieren könnte. Durch die schon an Überdehnung grenzende Streckung des Körpers wird der Schnabel fast waagrecht gehalten, die Schnabelspitze schien sich aber die ganze Zeit – wie auf dem Bild der fischenden Dommel in der Galerie erkennbar – unter Wasser zu befinden. Damit liegt die Vermutung nahe, dass die Dommel sich bei dieser Art der Nahrungssuche taktil – also tastend – zwischen den Schilfstengeln im Wasser orientiert. Eine im Winter sicherlich nachvollziehbare Vorgehensweise, da sich die im Wasser befindliche Beute zu der Jahreszeit wenig oder gar nicht bewegt, Fische zwischen abgestorbenen Pflanzenteil weitgehend reglos ruhen, Farbunterschiede zwischen pflanzlichen Material und der Farbe der Fische unbedeutend sind und daher eine rein visuelle Beutesuche wenig erfolgversprechend ist. Die von anderen Birdwatchern geäußerte Vermutung, dass die Rohrdommel mit dieser Art des Beuteerwerbs die Lichtspiegelung ausschließt halte ich auch nicht für gänzlich ausgeschlossen. Dies könnte die Erfolgschancen eines taktilen Beuteerwerbs erhöhen. Allerdings ist der Kopf-/Halsbereich der Dommel nicht so ausladend, dass damit eine nachhaltige Beschattung der Wasserfläche zu erreichen sein dürfte.
Jedenfalls war der Erfolg durchschlagend. Keine 10 Minuten nach Beginn dieser „Angelmethode“ hatte die Rohrdommel einen veritablen Karpfen aus dem Wasser gezogen, der dann ohne Hast und nicht ohne Mühe verschlungen wurde. Anschließend säuberte die Dommel ausgiebig den Schnabel. Gerade die Kanten waren wohl mit Schleim verschmutzt. Die Dommel nutzte dazu insbesondere teils im Wasser liegende, abgebrochene Schilfstengel.
Nachdem ich in den letzten Wochen bereits einmal vor Ort war, konnte ich die Dommel an dem Tag der Aufnahmen direkt gut und nah beobachten und sehr gut fotografieren. Die Rohrdommeln – es sind wohl mindestens 3 Exemplare vor Ort – sind dort mindestens seit dem 31. Dezember 2013 stationär.
Die Rohrdommel ist ein recht großer und imposanter Vogel. Die Männchen erreichen bis zu 80 Zentimeter Höhe, wiegen zwei Kilogramm und sind sehr gedrungen gebaut. Der spitze, lange Schnabel ist gezahnt und damit gut für den Fischfang geeignet. Durch ihr Gefieder ist die Dommel gut an ihren Lebensraum, die Schilfbestände an Seen und Teichen, angepasst. Mit ihrem in Ocker- und Brauntönen gehaltenen, gestreiften Federkleid ist sie im Altschilf sehr gut getarnt. Steht die Rohrdommel in der Pfahlstellung, also Schnabel nach oben, dann schwankt sie sogar mit den Schilfstengeln im Wind. So ist sie absolut nicht zu sehen. Aufgrund ihrer Balzlaute wird sie auch „Moorochse“ genannt. Sie ist ein Teilzieher. Nur wenn der Frost zu stark ist und wirklich keine Nahrung mehr gefunden wird, fliegt der Vogel in gemäßigtere Gefilde, wo es offenes Wasser zur Nahrungssuche gibt. Vor allem im klimatischen Einflussbereich der europäischen Küsten überwintert die Dommel auch im Brutgebiet.
Zur Anfahrt in das Gebiet verweise ich auf den Blog zu den Rohrdommeln in Schierstein.
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