Eigentlich bin ich auf der Suche nach Bienenfressern (Merops apiaster)an einer Lehmwand am Neusiedler See. In der Nähe der Ortschaft Weiden am See befindet sich der Ungerberg, der sowohl eine Lehmwand aufweist, als auch dicht bewachsene Hecken, u.a. mit Robinie und Weißdorn. Ein kurzes ratternd-knarrender Laut begleitet mich, als ich die Hecken auf dem Weg zur Lehmwand passiere. Auf dem Rückweg von – erfolgreicher – Bienenfresser-Fotografier ist an den Stellen, die die ungastlichen Knarzlaute aufwiesen, ein wunderschön, melodischer und abwechslungsreicher Gesang zu hören. Der Gesang ist sehr strophenreich und wohltönend, besitzt aber auch charakteristische, schwermütige dü-dü-dü-Rufe und harte Schmetterstrophen. Eindeutig: die Nachtigall (Luscinia megarhynchos).
Die Nachtigall kommt als Zugvogel im April aus dem tropischen Afrika u.a. nach Österreich – oder auch nach Deutschland. In Afrika hat sie in den Galeriewäldern der Savannenzonen überwintert. Als erstes treffen die Männchen ein. Das Nachtigallenmännchen beginnt sofort laut zu singen, um den Nachbarn den eigenen Revieranspruch zu verkünden. Die Nachtigall des Fotos hatte ihr Revier im Halbschatten eines Robinienwäldchens mit reichlich Unterwuchs bezogen und schmetterte ihr Lied in die nachmittägliche, schwülwarme Luft. Eine ungewöhnliche Tageszeit – wie ich fand. Berühmt ist ihr Gesang noch bis spät in die Nacht. Auch am Morgen war sie in meiner Erinnerung sehr gut zu hören. Nun also am Nachmittag.
Das war umso bemerkenswerter, als die Gesangsaktivität ihren Höhepunkt erreicht, wenn Ende April bis Anfang Mai die Weibchen in den Brutrevieren eintreffen. Dann singen die Männchen sowohl tags, wobei die Hauptaktivität in den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmerung ist. Jetzt hatten wir Juni. Da der Gesang meist aus dichtem Unterholz vorgetragen wird, bleibt der ohnehin sehr unscheinbare, oberseits rotbraune, unterseits fahl graubraune Vogel dem Beobachter häufig verborgen. Das gilt umso mehr der Frühling vorschreitet und sich die Bäume belauben. Das war die 2. Besonderheit. Der Vogel stand frei auf einem Ast und ließ sich immer wieder zu einem Vorsingen animieren.
Auf der Roten Liste von verschiedenen Bundesländern – so u.a. in Nordrhein-Westfalen – wird die Art als gefährdet eingestuft. Der weiterhin bestehende Rückgang hat neben der immer noch anhaltenden Lebensraumzerstörung noch andere Ursachen. Diese liegen nicht im Brutgebiet, sondern in den Durchzugs- und Über-winterungsgebieten. So werden Nachtigallen auf ihrem Weg in ihr Winterquartier noch immer mit Netzen und Leimruten gefangen. In den afrikanischen Savannen sind in den letzten Jahren die Galeriewälder entlang der Flüsse abgeholzt und zerstört worden. Der weiter steigende Bevölkerungsdruck des Menschen hat damit die Überwinterungsplätze der Nachtigallen großflächig vernichtet. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn jedes Jahr weniger Nachtigallen zurückkehren, um bei uns zu brüten. Die Nachtigall ist nur eine von vielen Zugvogelarten, die ein derartiges Schicksal erleiden. Ihr Beispiel zeigt aber deutlich, daß ein wirksamer Vogelschutz nicht allein auf nationaler Ebene betrieben werden darf, sondern eine länderübergreifende Sache sein sollte. Nur wenn es gelingt, neben den heimischen Brutbiotopen auch die Überwinterungsgebiete in Afrika zu erhalten und die Vögel auf ihrem Zug zu schützen, werden sie letztlich eine wirkliche Überlebenschance haben.
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